Die zwei Raben von Theodor Fontane

Ich ging übers Heidemoor allein,
Da hört' ich zwei Raben kreischen und schrein;
Der eine rief dem andern zu:
»Wo machen wir Mittag, ich und du?«
 
»Im Walde drüben liegt unbewacht
Ein erschlagener Ritter seit heute Nacht,
Und niemand sah ihn in Waldesgrund
Als sein Lieb und sein Falke und sein Hund.
 
Sein Hund auf neuer Fährte geht,
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Sein Falk' auf frische Beute späht,
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Sein Lieb ist mit ihrem Buhlen fort
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Wir können speisen in Ruhe dort.
 
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Du setzest auf seinen Nacken dich,
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Seine blauen Augen, die sind für mich,
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Eine goldene Locke aus seinem Haar
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Soll wärmen das Nest uns nächstes Jahr.
 
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Manch einer wird sprechen: ich hatt' ihn lieb!
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Doch keiner wird wissen, wo er blieb,
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Und hingehn über sein bleich Gebein
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Wird Wind und Regen und Sonnenschein.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die zwei Raben“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
130
Entstehungsjahr
1819 - 1898
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die zwei Raben“ stammt von Theodor Fontane, einem der bekanntesten Vertreter des literarischen Realismus in Deutschland. Das Gedicht wurde vermutlich während Fontanes Schaffensperiode in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschrieben.

Auf den ersten Blick kann das Gedicht durch seine morbide Thematik und seine düstere Atmosphäre beeindrucken. Es handelt von zwei Raben, die auf der Suche nach Nahrung sind und einen toten Ritter in einem Wald entdecken. Sie planen, sich an seinem Leichnam zu nähren, wobei sie untereinander aufteilen, wer welchen Teil des Körpers bekommt. Dabei wird deutlich, dass der tote Ritter von niemandem vermisst wird, außer vielleicht von einer Person, die seine Liebe war.

Die Aussage des lyrischen Ichs, das von den beiden Raben repräsentiert wird, könnte sein, dass der Tod und das Vergessen unausweichlich sind. Egal wie hochgestellt oder geliebt eine Person war, am Ende bleibt nichts weiter als ein Körper, der der Natur überlassen wird. Zugleich zeigt es, wie diese Tatsache von den Raben, der harten Realität der Natur, abstrakt und doch schonungslos offen anerkannt wird.

In Bezug auf die Form, besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Dies ist eine häufig verwendete Gedichtform, die einen klaren und strukturierten Aufbau bietet. Die Sprache des Gedichts ist trotz des düsteren Themas eher schlicht und unprätentiös, was eine gewisse Direktheit und Offenheit zum Ausdruck bringt. Fontane nutzt hier die Natur als Metapher für die unerbittliche Realität des Todes und der Vergänglichkeit, was ein charakteristisches Merkmal des Realismus ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die zwei Raben“ ein düsterer, aber dennoch eindringlicher Kommentar zur Vergänglichkeit des Lebens und der Unausweichlichkeit des Todes ist. Gleichzeitig lädt es durch seine klare Sprache und seine realistische Darstellung dazu ein, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die zwei Raben“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Geboren wurde Fontane im Jahr 1819 in Neuruppin. Zwischen den Jahren 1835 und 1898 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 130 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Alles still!“, „Am Jahrestag“ und „An Bettina“. Zum Autor des Gedichtes „Die zwei Raben“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.

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