Anto-logie von Christian Morgenstern

1	Im Anfang lebte, wie bekannt,
2	als größter Säuger der Gig-ant.
3	Wobei gig eine Zahl ist, die
4	es nicht mehr gibt, – so groß war sie!
5	Doch jene Größe schwand wie Rauch.
6	Zeit gab’s genug – und Zahlen auch.
7	Bis eines Tags, ein winzig Ding,
8	der Zwölef-ant das Reich empfing.
9	Wo blieb sein Reich? Wo blieb er selb? –
10	Sein Bein wird im Museum gelb.
11	Zwar gab die gütige Natur
12	den Elef-anten uns dafur.
13	Doch ach, der Pulverpavian,
14	der Mensch voll Gier nach seinem Zahn,
15	erschießt ihn, statt ihm Zeit zu lassen,
16	zum Zehen-anten zu verblassen.
17	O ‚Klub zum Schutz der wilden Tiere‘,
18	hilf, daß der Mensch nicht ruiniere
19	die Sprossen dieser Riesenleiter,
20	die stets noch weiter führt und weiter!
21	Wie dankbar wird der Ant dir sein,
22	läßt du ihn wachsen und gedeihn, –
23	bis er dereinst im Nebel hinten
24	als Nulel-ant wird stumm verschwinden.

Details zum Gedicht „Anto-logie“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Anto-logie“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, der von 1871 bis 1914 lebte, und kann somit dem frühen 20. Jahrhundert zugeordnet werden.

Das Gedicht hinterlässt sofort einen humorvollen, doch nachdenklichen ersten Eindruck. Mix aus Witz und Weisheit ist typisch für Morgensterns Arbeit. Gedicht erzählt die fiktive Entwicklungsgeschichte eines „Ants“, das als eine Art metaphorisches Wesen oder Organismus interpretiert werden kann. Die aufeinanderfolgenden Strophen zeigen, wie dieser „Ant“ von einem Gig-ant zu immer kleineren Formen wird, bis der Nulel-ant stumm verschwindet.

Der Inhalt ist einerseits fantastisch und humorvoll, da Morgenstern ein Wortspiel mit den Begriffen 'gig', 'zwölf', 'elf', 'zehn' und 'null' macht, die als Präfixe in 'ant' verwendet werden, um seine Entwicklung darzustellen. Auf einer tieferen Ebene konfrontiert uns das Gedicht jedoch mit ernsteren Themen wie dem unaufhaltsamen Lauf der Zeit, der Vergänglichkeit, der Eitelkeit menschlicher Aktivitäten und der Auswirkung des Menschen auf die Natur.

Das Gedicht besteht aus 12 Strophen, jeweils mit 2 Versen. Die Sprache ist einfach und direkt, mit einer Mischung aus humorvollen und ernsten Elementen. Die humorvolle Sprache und der spielerische Umgang mit Worten könnten dazu dienen, das Interesse des Lesers zu wecken und ihn zur Reflexion über die tieferen Themen, die das Gedicht anspricht, anzuregen. Zudem nutzt Morgenstern Reime, um den Fluss und Rhythmus des Gedichts zu verbessern.

Zusammenfassend kann „Anto-logie“ als ein humorvolles, aber tiefgründiges Gedicht gesehen werden, das die Leser zur Reflexion über größere Themen wie Zeit, Natur und Menschlichkeit anregt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Anto-logie“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Im Jahr 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Im Zeitraum zwischen 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Zürich. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 12 Strophen und umfasst dabei 141 Worte. Der Dichter Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Brüder!“, „Bundeslied der Galgenbrüder“ und „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“. Zum Autor des Gedichtes „Anto-logie“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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