An eine Freundin von Christian Morgenstern

„Laß den Helden in deiner Seele nicht sterben!“
Welkst du hin wie die Blume, der Baum im Herbst, –
höre nimmer doch auf, um den Kranz zu werben!
 
Alle andern Kränze bleiben zurücke,
schwinden hin wie die Glieder, die sie bedecken...
Dieser bleibt dir allein auf der großen Brücke –
 
hält dir droben die Geisterstirn noch umschlossen;
und dereinst, wenn du wieder hinabgestiegen,
wirst du gehn, wie von heiligem Schein umflossen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An eine Freundin“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An eine Freundin“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, welcher zwischen dem 6. Mai 1871 und dem 31. März 1914 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche des poetischen Realismus und Expressionismus einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht aufgrund seiner Sprache und Thematik ernst und tiefgründig. Es gibt vornehmlich den Rat oder die Mahnung an eine Freundin weiter, niemals ihren inneren Helden sterben zu lassen, selbst wenn sie sich fühlt, als welke sie hin wie eine Blume oder ein Baum im Herbst.

Das lyrische Ich appelliert an die Freundin, stets um den Kranz, ein Symbol für Anerkennung und Würdigung, zu kämpfen. Andere Kränze, also andere mögliche Formen der Anerkennung, seien vergänglich und würden wie die körperlichen Glieder welken. Nur der Kranz, den man sich für den eigenen, inneren Helden erkämpft, würde bestehen bleiben und sogar nach dem Tod – symbolisiert durch das „Hinabsteigen“ – weiter wirken. Es wird suggeriert, dass der Erhalt dieses Kranzes ein Leben nach dem Tod ermöglicht, das von einem heiligen Schein umgeben ist.

In Bezug auf Form und Sprache macht Morgenstern Gebrauch von poetischen Bildern und Symbolen. Die Metaphern und Vergleiche, die er verwendet, wie beispielsweise „welkst du hin wie die Blume, der Baum im Herbst“, erzeugen ein Bild von Vergänglichkeit und Herbst, wodurch eine Stimmung von Melancholie entsteht.

Mir reimen ist das Gedicht in freien Versen geschrieben, es folgt keinem regelmäßigen Reimschema und setzt Rhythmus auf verschiedene Arten ein, was die individuelle Ansprache verstärkt. Jede der drei Strophen besteht aus drei Versen. Das Gedicht endet mit der Vorstellung eines „heiligen Scheins“, der die Freundin umgibt, was einen optimistischen und hoffnungsvollen Schluss bildet.

Zusammengefasst handelt es sich bei Morgensterns „An eine Freundin“ um ein Gedicht, das die Vergänglichkeit des Lebens thematisiert und gleichzeitig an die Unsterblichkeit des inneren „Helden“, also der persönlichen Stärke und Einzigartigkeit, appelliert. In der Auseinandersetzung mit Themen wie Tod, Vergänglichkeit und Unsterblichkeit spiegelt das Gedicht typische Merkmale des poetischen Realismus und Expressionismus wider.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An eine Freundin“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1914 entstanden. In München ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 69 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 9 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen“, „Bim, Bam, Bum“ und „Brief einer Klabauterfrau“. Zum Autor des Gedichtes „An eine Freundin“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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