An den Andern von Christian Morgenstern

Ich hatte mich im Hochgebirg verstiegen.
Die Felsenwelt um mich, sie war wohl schön;
doch konnt ich keinen Ausgang mir ersiegen,
noch einen Aufgang nach den lichten Höhn.
 
Da traf ich Dich, in ärgster Not: den Andern!
Mit Dir vereint, gewann ich frischen Mut.
Von neuem hob ich an, mit Dir, zu wandern,
und siehe da: Das Schicksal war uns gut.
 
Wir fanden einen Pfad, der klar und einsam
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empor sich zog, bis, wo ein Tempel stand.
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Der Steig war steil, doch wagten wir's gemeinsam...
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Und heut noch helfen wir uns, Hand in Hand.
 
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Mag sein, wir stehn an unsres Lebens Ende
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noch unterm Ziel, – genug, der Weg ist klar!
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Daß wir uns trafen, war die große Wende.
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Aus zwei Verirrten ward ein wissend Paar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An den Andern“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
125
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An den Andern“ wurde von Christian Morgenstern geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1871 bis 1914 lebte. Es ist demzufolge der Epoche des literarischen Symbolismus und des Naturalismus zuzuordnen.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht von der intensiven natürlichen Schönheit des Hochgebirges und von der Kameradschaft zweier Wanderer einzufangen und wie diese tiefe Freundschaft ihnen hilft, ihren gemeinsamen Weg zu finden und zu bestehen.

Im Gedicht beschreibt das lyrische Ich, wie es sich in den hohen Bergen verirrt hat und keinen Aus- oder Aufstieg finden konnte, obwohl die umgebende Landschaft schön war. Dann trifft es auf „den Andern“, und gemeinsam finden sie neuen Mut und beginnen wieder, zu wandern. Schließlich hilft ihre Zusammenarbeit ihnen, einen klaren, einsamen Pfad zu finden, der zu einem Tempel führt. Am Ende bekräftigt das lyrische Ich den wertvollen Gewinn durch diese Begegnung und die tiefe Verbundenheit, die sich entwickelt hat.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die Macht der Gemeinschaft und gegenseitigen Unterstützung in schwierigen Zeiten. Es könnte metaphorisch für jegliche Lebenssituationen interpretiert werden, in denen man sich verloren fühlt und den Weg nicht klar sieht. Die Begegnung mit „dem Andern“ könnte eine Freundschaft, eine romantische Beziehung, eine spirituelle Verbindung oder jede Art von Beziehung repräsentieren, die dazu inspiriert, weiterzumachen und Hindernisse zu überwinden.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, die das traditionelle metrische Schema des Vierzeilers mit alternierender Reimform (abab) aufweisen. Die Sprache ist klar und bildhaft und verwendet personifizierte Metaphern wie „die Felsenwelt“, um die physischen und emotionale Landschaften zu beschreiben, in denen sich das lyrische Ich befindet. Die wiederkehrenden Bilder des Bergs und des gemeinsamen Aufstiegs helfen dabei, das thematische Konzept der persönlichen Transformation und des gemeinsamen Vorteils durch Unterstützung und Kameradschaft zu vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An den Andern“ ist Christian Morgenstern. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1914. Erschienen ist der Text in München. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 125 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „An eine Freundin“, „Anto-logie“ und „Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen“. Zum Autor des Gedichtes „An den Andern“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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