Ja, das möcht’ ich noch erleben von Theodor Fontane
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Eigentlich ist mir alles gleich, |
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Der eine wird arm, der andre wird reich, |
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Aber mit Bismarck, – was wird das noch geben? |
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Das mit Bismarck, das möcht’ ich noch erleben. |
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Eigentlich ist alles so so, |
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Heute traurig, morgen froh, |
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Frühling, Sommer, Herbst und Winter, |
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Ach, es ist nicht viel dahinter. |
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Aber mein Enkel, so viel ist richtig, |
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Wird mit Nächstem vorschulpflichtig, |
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Und in etwa vierzehn Tagen |
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Wird er eine Mappe tragen, |
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Löschblätter will ich in’s Heft ihm kleben – |
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Ja, das möcht’ ich noch erleben. |
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Eigentlich ist alles nichts, |
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Heute hält’s, und morgen bricht’s, |
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Hin stirbt alles, ganz geringe |
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Wird der Werth der irdschen Dinge; |
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Doch wie tief herabgestimmt |
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Auch das Wünschen Abschied nimmt, |
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Immer klingt es noch daneben: |
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Ja, das möcht’ ich noch erleben. |
Details zum Gedicht „Ja, das möcht’ ich noch erleben“
Theodor Fontane
3
22
126
1895
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ja, das möcht’ ich noch erleben“ stammt von Theodor Fontane, einem bedeutenden deutschsprachigen Dichter des 19. Jahrhunderts. Es wurde in der Spätphase seiner künstlerischen Karriere verfasst, im Kontext der industriellen Revolution und der politischen Umbrüche in Deutschland.
Der erste Eindruck des Gedichtes zeichnet das Bild eines altersweisen Individuums, welches scheinbar unbeeindruckt von großen Veränderungen oder Umständen ist, jedoch eine tiefe Neugier und Begeisterung für bevorstehende Ereignisse verspürt.
Als Inhalt lässt sich herausziehen, dass das lyrische Ich von der Wesensgleichheit der Dinge spricht, gleichgültig gegenüber vielgliedrigen Lebensumständen ist, ob Reichtum, Armut, Jahreszeiten oder Vergänglichkeit. Kontrastierend dazu zeigt es jedoch ein Interesse an historischen Geschehnissen (Bismarck) und den Etappen des Lebens seines Enkels und trägt diese Neugier in den Refrain „Ja, das möcht' ich noch erleben“. Das lyrische Ich geht also einerseits auf die Nichtigkeit und Vergänglichkeit des Lebens ein, betont aber andererseits, dass es bestimmte Ereignisse noch erleben möchte. Dies zeigt eine Mischung aus scheinbarer Gleichgültigkeit und gleichzeitigem Interesse und Engagement für bestimmte Aspekte des Lebens.
In Bezug auf die Form und Sprache, besteht das Gedicht aus drei Strophen unterschiedlicher Länge (4, 10 und 8 Verse) und folgt keinem offensichtlichen Reimschema. Diese Unregelmäßigkeit könnte die Unvorhersehbarkeit und Zufälligkeit, die das lyrische Ich im Leben wahrnimmt, widerspiegeln. Die Sprache ist einfach und direkt gehalten und drückt eine Art gelassene Weltanschauung aus, die durch die immer wiederkehrende Wendung „Ja, das möcht’ ich noch erleben“ unterbrochen wird, was eine Unerfülltheit und Sehnsucht nach gewissen Erlebnissen ausdrückt.
Zusammenfassend könnte dieses Gedicht von Fontane als Reflexion auf die Bedeutung von Alltäglichkeiten und großen historischen Ereignissen gleichermaßen, sowie als Ausdruck der natürlichen menschlichen Neugier und dem Wunsch, bestimmte Ereignisse zu erleben und zu bezeugen verstanden werden.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Ja, das möcht’ ich noch erleben“ ist Theodor Fontane. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1895. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 126 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 22 Versen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Bettina“, „An Emilie“ und „An Lischen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ja, das möcht’ ich noch erleben“ weitere 214 Gedichte vor.
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