Gespräch von Friedrich Schiller

Hört, Nachbar, muß euch närrisch fragen,
Herr Doktor Sänftel, hör ich sagen,
Ist euch noch frisch und ganz
Wenn zu Paris gar herben Tanz
Herr Onkle that am Pferdeschwanz
Und hat doch ’n Churfürsten todgschlagen?
 
Drum seid auch nicht so bretterdumm,
Das macht, er hat euch ’n Diplom
Das thät jener nicht haben.
 
10 
Ey! ’n Diplom!
11 
Kauft sich das auch in Schwaben?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Gespräch“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Gespräch“ stammt von Friedrich Schiller. Im Kontext der Schiller'schen Schaffensperiode ist es schwierig, eine exakte zeitliche Einordnung vorzunehmen, da das Gedicht nicht explizit in eine seiner bekannteren Werksphasen einzuordnen ist. Friedrich Schiller lebte von 1759 bis 1805 und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter und Dramaturgen, zudem war er Historiker und Philosoph.

Der erste Eindruck des Gedichts ist ein belebender Dialog oder ein flottes Gespräch, das auf humorvolle Weise eine gesellschaftliche Situation oder Missstände kommentiert. Ein lockeres und humorvolles Plaudern auf hohem Niveau.

Inhaltlich geht es in „Gespräch“ um einen Dialog zwischen Nachbarn oder Bürgern, in dem es unter anderem um Themen wie Status, Ansehen und Autorität geht, dargestellt durch den Vergleich zwischen einem Arzt/Chirurgen (Herr Doktor Sänftel) und einem Mann, der scheinbar einen anderen getötet hat. Das Gedicht enthält satirische Elemente, indem es auf sarkastische Weise die Ungerechtigkeit und geringe Bedeutung von offiziell verliehenen Titeln in Bezug auf tatsächliches Können und moralische Integrität herausstellt.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine kritische Haltung gegenüber konventionellen Statussymbolen und Rangordnungen zu sein, insbesondere in der Medizin und in der Gesellschaft im Allgemeinen.

Die angepasste Sprache lädt zum Nachdenken ein und fordert den Leser auf, gewohnte Denkmuster in Frage zu stellen. Die Form des Gedichts ist von lockerer Struktur, es hat keinen Reimschema, sondern besteht aus freien Versen, die das natürliche und spontane Gespräch simulieren. Die Wahl der Worte zeigt eine Ironie und Spott gegenüber dem Status quo. Schillers Sprache ist teils derb und direkt, was den satirischen Effekt verstärkt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schillers „Gespräch“ eine mit Ironie und Spott gespickte soziale Kritik an Hierarchien und Titeln darstellt, die oft bedeutungslos sind gegenüber echtem Können und Anstand. Der Dialogstil des Gedichts lädt zum Nachdenken ein und fordert den Leser auf, die gewohnten Denkmuster in Frage zu stellen.

Weitere Informationen

Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Gespräch“. Im Jahr 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. 1782 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die Epoche des Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter des Sturm und Drang waren häufig junge Schriftsteller im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Epoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Einflüsse der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Von zentraler Bedeutung für die Zeit der Weimarer Klassik ist der Begriff Humanität. Menschlichkeit, Toleranz, Schönheit, Selbstbestimmung und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Weimarer Klassik. Die Weimarer Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Typisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Weimarer Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das vorliegende Gedicht umfasst 62 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 11 Versen. Die Gedichte „Bacchus im Triller“, „Baurenständchen“ und „Breite und Tiefe“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gespräch“ weitere 220 Gedichte vor.

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