Schiller, Friedrich - Maria Stuart (Briefwechsel Schiller und Goethe)

Schlagwörter:
Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Briefe an Goethe, historische und poetische Wahrheit, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Friedrich - Maria Stuart (Briefwechsel Schiller und Goethe)
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Referat

Die poetische und die historische Wahrheit


Aufgabe 1:
Schiller spricht in seinen Briefen an Goethe davon, dass man zum einen den Ausgang dieses Stückes, also die Katastrophe, bereits in der ersten Szene sehen kann, sie sozusagen heraufbeschwört wird und sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch das ganze Stück ziehen wird (Z.7-8). Hieraus ist zu schließen, dass Schiller sich sehr am historischen Vorbild orientiert hat und keineswegs versuchen wird, den historischen Hintergrund von Maria Stuart außer Acht zu lassen oder dieser Geschichte ein neues Ende zu geben....Er muss unfreiwillig auf den Tod Marias zu „steuern“, denn eine größere Katastrophe als den Tod des Hauptcharakters bzw. des Charakters um den sich alle Geschicke drehen, kann es nicht geben. Und dass es zu keinem „Happy End“ kommen wird sieht man eindeutig daran, dass Paulet der Amme Kennedy im ersten Szene des ersten Aktes davon berichtet, dass Maria zu stolz sei um den „Edimburger Vertrag“ zu unterschreiben, der lediglich ihren Verzicht auf das englische Gebiet bedeutet hätte, um aus diesem Gefängnis herauszukommen: „Sie wollte lieber Gefangen bleiben, sich misshandelt sehen, als dieses Titels leerem Prunk entsagen“ (Z. 109-111).

Des weiteren spricht Schiller davon, dass seine Hauptperson keine „Zärtlichkeit“ erregen wird (Z.17) und dass ihre Geschichte, die ja in diesem Stück dargestellt wird, angereichert ist mit ihren Leiden und in gewisser Weise auch ihren Idealen, da sie trotz diesen unmenschlichen Bedingungen nicht bereit ist ihren Stolz oder ihren Glauben aufzugeben, sondern für ihn gerade zustehen. Beides spielt für sie eine große Rolle, was schon am Anfang deutlich wird, denn wie erwähnt unterschreibt sie den Vertrag aus Stolz nicht und auf der anderen Seite fordert sie in einem protestantischen Land einen katholischen Priester für ihre letzten Wort herbeizuführen (Z.188-189). Man empfindet durch solche Taten keine wie Schiller es ausdrückte „weiche Stimmung“ (Z.13) wie z.B. Freude oder sondergleichen. Die einzigen Gefühle die aufkommen sind eine gewisse Beklemmtheit, da das Ende abzusehen ist und dieses immer im Hinterkopf behält und auch in gewisser Weise Erfurcht vor dieser Königin, da sie sich nicht unterkriegen zu lassen scheint. Allerdings wird auch in diesem Stück die „Zärtlichkeit“ vertreten, nur nicht von der Hauptperson, sondern in der Gestalt von der Amme Kennedy, die sich Sorgen um Maria macht, da sie als Amme mit Sicherheit eine sehr intensive Bindung zu ihr gepflegt hat, was man durch die komplette erste Szene über beobachten kann.


Aufgabe 2:
Schiller unterscheidet in seinem Resümee zwischen der historischen und einer poetischen Wahrheit. Die historische Wahrheit geht einzige und allein dem Zweck nach den geschichtlichen Hintergrund darzustellen und diesen eventuell von mehrern Seiten zu untersuchen (Z.4-6). Hierbei spielt nicht nur das „Wann“ eine Rolle, also wann sich die historischen Ereignisse zugetragen haben, sondern auch das „Wie“ ist entscheident, denn bei der historischen Wahrheit ist es üblich „von der Art ihres Geschehens zu unterrichten“ (Z.6). Realismus ist zwar nichts schlechtes, aber ein großer negativer Aspekt bei der historischen Wahrheit ist, dass sie sich streng an die Fakten halten muss (Z.8) und nicht den Freiraum wie bei der poetischen Wahrheit hat gewisse Dinge abzuändern (Z.13).

Den Zweck der poetische Wahrheit hingegen sieht Schiller darin, wie wir es ja auch schon von anderen Schriftstellern wie Lessing kennen, zu rühren. Und gerade dieser Versuch zur Rührung ist es, der dem Dichter einen gewissen Handlungsspielraum lässt und es ihm so ermöglicht historische Tatsachen dementsprechend umzuformen, sodass sie zur Rührung in der Lage sind. Ähnlich ist es ja auch bei Maria Stuart gewesen, was daran zu sehen ist, dass Schiller einige historische Dinge geändert und neue hinzugedacht hat. Er selber beschriebt dies als : „der Phantasie eine Freiheit über die Geschichte zu verschaffen“ (linke Seite, unterer Brief, Z.5-6). Aber auch die poetische Wahrheit hat ihre Grenzen, denn so sehr die historische Wahrheit an die Fakten gebunden ist, ist es die poetische an den Gesetzen der Naturwahrheit. Einen Mittelweg zwischen beiden Wahrheiten ist äußerst schwer zu finden, da sich wie zwei Magneten sozusagen abstoßen. Versucht man den historischen Charakter eines Stückes zu betonen, so leidet der poetische, und natürlich auch andersherum (Z.23-25). In diesem Drama scheint aber eine geeignete Brücke gefunden worden zu sein zwischen Historie und Poesie, da beides in diesem Drama eine Rolle spielt. 

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