Bacchus im Triller von Friedrich Schiller

Trille! Trille! blind und dumm,
Taub und dumm,
Trillt den saubern Kerl herum!
Manches Stük von altem Adel,
Vetter, hast du auf der Nadel.
Vetter, übel kommst du weg,
Manchen Kopf mit Dampf gefüllet,
Manchen hast du umgetrillet,
Manchen klugen Kopf berülpet,
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Manchen Magen umgestilpet.
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Umgewälzt in seinem Spek,
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Manchen Hut krumm aufgesezet,
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Manches Lamm in Wut gehezet,
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Bäume, Heken, Häuser, Gassen,
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Um uns Narren tanzen lassen.
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Darum kommst du übel weg,
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Darum wirst auch du getrillet,
 
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Wirst auch du mit Dampf gefüllet,
19 
Darum wirst auch du berülpet,
20 
Wird dein Magen umgestilpet,
21 
Umgewälzt in seinem Spek,
22 
Darum kommst du übel weg.
 
23 
Trille! Trille! blind und dumm,
24 
Taub und dumm,
25 
Trillt den saubern Kerl herum!
26 
Siehst, wie du mit unsern Zungen,
27 
Unserm Wiz bist umgesprungen,
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Siehst du jezt du lokrer Specht?
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Wie du uns am Sail gezwirbelt,
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Uns im Ring herumgewirbelt,
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Daß uns Nacht ums Auge graußte,
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Daß ’s uns in den Ohren saußte.
33 
Lerns in deinem Käfigt recht;
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Daß wir vor dem Ohrgebrümmel
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Nimmer Gottes blauen Himmel,
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Nimmer sahen Stok und Steine,
37 
Knakten auf die lieben Beine.
 
38 
Siehst du izt, du lokrer Specht?
39 
Daß wir Gottes gelbe Sonne
40 
Für die Heidelberger Tonne
41 
Berge, Bäume, Thürme, Schlösser,
42 
Angesehn für Schoppengläser,
43 
Lernst du’s izt, du lokrer Specht?
44 
Lern’s in deinem Käfigt recht.
 
45 
Trille! Trille! blind und dumm,
46 
Taub und dumm,
47 
Trill den saubern Kerl herum!
48 
Schwager, warst doch sonst voll Ränke,
49 
Schwager, wo nun deine Schwänke,
50 
Deine Pfiffe schlauer Kopf?
51 
Ausgepumpt sind deine Pfiffe,
52 
Und zum Teufel sind die Kniffe!
53 
Albern, wie ein Stuzer plaudern,
54 
Wie ein Waschweib wirst du kaudern.
55 
Junker ist ein seichter Tropf.
56 
Nun so weist du’s – magst dich schämen,
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Magst meintwegen Reißaus nehmen,
 
58 
Dem Hollunken Amor rühmen,
59 
Dran er soll Exempel nehmen.
60 
Fort, Bärnhäuter! tummle dich!
61 
Unser Wiz aus Glas gekerbet,
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Wie der Bliz ist er zerscherbet;
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Soll dich nicht der Triller treiben,
64 
Laß die Narrenspossen bleiben!
65 
Hast’s verstanden? Denk an mich!
66 
Wüster Vogel! pake dich.
67 
W. D.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.9 KB)

Details zum Gedicht „Bacchus im Triller“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
67
Anzahl Wörter
324
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht mit der Bezeichnung „Bacchus im Triller“ wurde von Friedrich Schiller verfasst, einem der bekanntesten deutschen Dichter und Dramatiker. Da Schiller von 1759 bis 1805 lebte, kann das Gedicht im Kontext der deutschen literarischen Epochen als Teil der Weimarer Klassik (1786 bis 1832) eingestuft werden.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht mehreren Strophen mit unterschiedlichen Verszahlen besteht. Die Wiederholung der Phrase „Trille! Trille! blind und dumm, Taub und dumm, Trillt den saubern Kerl herum!“ scheint ein zentraler Punkt des Gedichts zu sein. Viele Passagen wirken beleidigend und fast beschimpfend.

Das „lyrische Ich“ nutzt das Bild des sich drehenden Hirns (verursacht durch Alkoholkonsum) und greift Bacchus, den römischen Gott des Weins, der Ekstase und des Rausches, verbal an. Das Gedicht ist also eine Art Kritik oder Warnung vor den negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums. Es spricht davon, wie Betrunkenheit das Urteilsvermögen beeinträchtigt, Bescheidenheit verhindert und zu unangemessenem Verhalten führt. Gleichzeitig wird aber die Torheit von Menschen hervorgehoben, die sich in dieses Verhalten hineinziehen lassen.

Die Form des Gedichts wechselt zwischen direkter Ansprache an Bacchus (deutlich am häufigen Gebrauch des Wortes „du“) und der Darstellung der Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. Die Sprache ist direkt und unverblümt, wobei zahlreiche beleidigende und abfällige Begriffe verwendet werden, um die kritische Haltung des lyrischen Ich zu verdeutlichen. Es ist zudem bemerkenswert, dass Schiller hier eine volkstümliche und derbe Sprache verwendet - im Kontrast zu seiner sonst eher seriösen und feierlichen Dichtung.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Bacchus im Triller“ eine leidenschaftliche und scharfe Verurteilung der negativen Auswirkungen von Alkohol und Trunkenheit ist. Gleichzeitig prangert es die Menschen an, die sich trotz des Bewusstseins um diese negativen Folgen auf solches Verhalten einlassen.

Weitere Informationen

Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Bacchus im Triller“. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1782 zurück. In Stuttgart ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Die Literaturepoche des Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich aber auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der Literatur, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Goethes Italienreise im Jahr 1786 markiert den Anfang der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Literaturepoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Die Weimarer Klassik wird oft nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen werden in der Literatur genutzt. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Weimarer Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen (Sentenzen) sind oftmals in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die bekanntesten Schriftsteller der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Andere Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das 324 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 67 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Schiller sind „An Minna“, „An den Frühling“ und „An die Gesetzgeber“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Bacchus im Triller“ weitere 220 Gedichte vor.

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