Geistige Morgenröte von Charles Baudelaire

Wenn zu den sündern mit dem morgenrote
Das ideal sich nagend zugang brach
Dann wird nach göttlich rächendem gebote
Im satten tier ein engel wieder wach.
 
Der geisteshimmel unzugänglich blau
Lockt den Erdrückten der noch sinnt und leidet
Wie eine schlucht die durch das dunkel schneidet.
O teure Göttin · lichte reine frau ·
 
So flattert über toller feste trümmern
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Dein bild so schön so rosig und so klar
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Vor meinen weiten augen immerdar.
 
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Die sonne liess der kerzen licht verkümmern –
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So ist dein geist · an steten siegen reich ·
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Du strahlende! der ewigen sonne gleich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Geistige Morgenröte“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Ganze ist ein Gedicht von Charles Baudelaire, einem bedeutenden französischen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Baudelaire lebte von 1821 bis 1867, was das Gedicht zeitlich in die Ära der europäischen Romantik und des beginnenden Symbolismus einordnet.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine erhebende Stimmung zu vermitteln, in welcher zwischen Betrachtungen über Ideale, Engel und das Göttliche hin und her gewechselt wird. Gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise auf Konflikt und Leid, wie etwa die Beschreibung des „satten Tiers“, des „Erdrückten“ und der „tollen Feste Trümmern“.

Inhaltlich drückt das Gedicht das Bedürfnis des lyrischen Ichs nach geistiger Erhebung und Flucht aus der materiellen Welt aus. Es spricht von der Einflussnahme des Idealen („Morgenröte“) auf die „Sünder“, und dem daraus resultierenden Erwachen eines Engels im „satten Tier“ – womöglich eine Metapher für das Streben des Menschen nach Höherem trotz seiner animalischen Natur.

Die zweite und dritte Strophe greifen dies weiter auf und stellen die Sehnsucht nach geistiger Freiheit und Erleuchtung dar (symbolisiert durch den „Geisteshimmel“, die „Göttin“ und das lichte, klare Bild). Der „Erdrückte“ könnte auf den belastenden Zustand des weltlichen Daseins hinweisen. Diese Sehnsucht ist so stark, dass es das dunkel durchschneidet und stets vor den Augen des lyrischen Ichs flattert.

Die vierte Strophe vergleicht den Geist der „strahlenden“ Gottheit mit der ewigen Sonne, welche im Vergleich das Licht von Kerzen verkümmern lässt – eine Metapher für die überwältigende Kraft des Göttlichen oder Idealen.

Die Form des Gedichts ist recht einfach, mit vier Strophen unterschiedlicher Länge. Die Sprache ist stark symbolisch und metaphorisch, typisch für Baudelaires Schreibstil. Eindrucksvolle Bilder und Vergleiche dominieren das Gedicht, das damit Bewunderung, Sehnsucht und Hoffnung auf geistige Erleuchtung ausdrückt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Geistige Morgenröte“ ist Charles Baudelaire. 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. In der Zeit von 1837 bis 1867 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Aufschrift auf ein verpöntes Buch“, „Aufschwung“ und „Begräbnis“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Geistige Morgenröte“ weitere 101 Gedichte vor.

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