Baudelaire, Charles - Einladung zur Reise (Gedichtanalyse)
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Referat
Interpretation des Gedichtes „Einladung zur Reise“ von Charles Baudelaire
Einladung zur Reise
von Charles Baudelaire
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Meine schwester mein kind! |
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Denk dir wie lind |
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Wär es dorthin zu entweichen! |
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Liebend nur sehn · |
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Liebend vergehn |
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In ländern die dir gleichen! |
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Der sonnen feucht |
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Verhülltes geleucht |
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Die mir so rätselhaft scheinen |
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Wie selber du bist |
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Wie dein auge voll list |
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Das glitzert mitten im weinen. |
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Dort wo alles friedlich lacht – |
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Lust und heiterkeit und pracht. |
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Die möbel geziert |
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Durch die jahre poliert |
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Ständen in deinem zimmer |
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Und blumen zart |
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Von seltenster art |
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In ambraduft und flimmer. |
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Die decken weit |
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Die spiegel breit |
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In Ostens prunkgemache |
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Sie redeten dir |
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Geheimnisvoll hier |
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Die süsse heimatsprache. |
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Dort wo alles friedlich lacht – |
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Lust und heiterkeit und pracht. |
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Sieh im kanal |
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Der schiffe zahl |
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Mit schweifenden gelüsten! |
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Sie kämen dir her |
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Aufs kleinste begehr |
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Von noch so entlegenen küsten. |
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Der sonne glut |
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Ersterbend ruht |
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Auf fluss und stadt und die ganze |
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Welt sich umspinnt |
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Mit gold und jazint |
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Entschlummernd in tief-warmem glanze. |
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Dort wo alles friedlich lacht – |
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Lust und heiterkeit und pracht. |
(„Einladung zur Reise“ von Charles Baudelaire ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (26.5 KB) zur Unterstützung an.)
Einleitung:
In dem Reise-Gedicht „Einladung zur Reise“ von Charles Baudelaire übersetzt aus dem Französischen von Stefan George aus dem Jahre 1901, geht es um eine Beschreibung der Reise ins Jenseits, die das lyrische Ich mit dem Lyrischen Du antreten wird. Das Gedicht ist im Zuge der Krisen und der Industrialisierung verfasst worden, die darauffolgende Last der Arbeiter und wie damals das Ziel des Lebens der Tod ist.
Inhalt:
Das lyrische Ich erzählt von einem Ort, an dem es mit seiner Schwester verreisen will. In der ersten Strophe wird der Ort mit vielen Gefühlen und Metaphern beschreiben. Das lyrische Ich umschreibt den Ort und das lyrische Du heiter. Die nächste Strophe enthält einen Vergleich der Möbel und eine Beschreibung, wie anders diese sein werden. Als Letztes wird der Hafen beschrieben, an dem das lyrische Ich und das lyrische Du zusammen aufbrechen.
Form:
Das Gedicht besteht aus 3 Strophen mit jeweils 12 Versen. Jeder Vers umfasst 2 bis 5 Wörter, mit Ausnahme des Refrains zwischen den Zeilen, dazu ist die Betonung auf die erste von 3 Silben. Dies sorgt für eine Daktylus der Betonung zum Beispiel bei „Liebend nur sehn“ (V. 4). Zudem findet man bei diesem Reise-Gedicht einen Schweifreim vor, mit dem Rhythmus (aa b cc b). Dies erkennt man an dem folgenden Beispiel der Endungen der Verse „[...] Kind,[...] Lind, [...]entweichen, [...] sehen, [...] vergehen, [...]gleichen“ (V. 1 - 6). Dabei reimen sich die Wörter Lind und Kind, entweichen und gleichen sowie sehen und vergehen, miteinander. Das Gedicht besteht aus vielen Anaphern, Symbolen, Metaphern und Wiederholungen. Diese werde ich für die einzelnen Strophen-Interpretierung im Folgenden erläutern. Die Sprache in dem Gedicht ist poetisch, aber dennoch einfach gehalten. Sie umfasst Wörter im damaligen Sprachgebrauch, welche zur heutigen Zeit nicht mehr verwendet werden, wie „prunkgemache“ (V. 23) und „Verhülltes geleucht“ (V. 8). An der Grammatik erkennt man auch, dass es sich um ein älteres Gedicht handelt, da zum Beispiel „süsse“(V. 26) mit zwei „s“ geschrieben wird und nicht mit einem „ß“.
Strophen Analyse:
Die erste Strophe ist ein Abschiedsgruß und gleichzeitig der Versuch, die Schwester auf den bevorstehenden Tod vorzubereiten. Das lyrische Ich erzählt von einer Reise, welche zum Himmel führt. Dazu beschreibt es diese als (Erlösung) „Denk dir wie Lind“ (V. 2). „Der Sonnen feucht“ (V. 7) soll dafür stehen, dass es eigentlich ein trauriger Tag ist und es regnet. Die Sonne wird mit „weinen“ personifiziert. Zudem ist es ein Widerspruch, da sie Sonne nicht nass werden kann. „Verhülltes geleucht“ (V. 8). Es gibt in der Metapher an, dass es sich um einen regnerischen Tag handelt. Das lyrische Ich macht klar, dass alles „Liebend Vergehen“ (V. 5) ist und somit ist dies eine Anspielung auf das Ende, da alles irgendwann verlebt oder vergeht. Zum Schluss ist noch ein Euphemismus zu erkennen in den „glitzer[t]{nen}“ Augen welche „weinen“ (V. 12) somit wird die Angst beschrieben welches dem lyrischem Du anzusehen ist, dennoch will das lyrische Ich ihm Mut machen und versucht es aufzumuntern. Man erkennt, wie das lyrische Ich auf den Tod wartet und mit den Gedanken sich den Himmel ausmalt.
Die zweite Strophe ist eine Beschreibung des Himmels mit Möbelstücken. Der Himmel wird mit verschiedensten Möbelstücken verglichen, damit das lyrische Du sich den Himmel besser vorstellen kann. Dabei stehen gezierte Möbel (vgl. V. 15) für Goldumrandungen und prachtvolle Gebäude. „poliert“ ist eine Metapher für Marmor, welcher weiß und poliert sei. Zudem stellt sich das lyrische Ich den Boden des Himmels weiß „zart{e}“ (V. 18) Blumen vor, welche selten sind. Es verbindet auch mit dem Himmel einen bestimmten Duft „ambraduft“(V. 20), welcher sehr teuer ist und als edel und warm beschreiben wird. Weite Decken und breite Spiegel (V. 21 - 22) stehen für die Weite des Himmels und die Selbstfindung dort. Der „Osten[s]“ (V. 23) steht als Metapher zu dem Garten Eden, welcher im Osten liegt in den biblischen Erzählungen. So wird ausgesagt, dass der Himmel das Paradies für das lyrische Ich ist. Die „süsse Heimatsprache“ (V. 26) steht für die Gleichheit aller im Himmel und dass sich alle verstehen untereinander. Zudem zeigt es, dass das lyrische Ich den Himmel als Heimat sieht, in welchem das Wiedertreffen verstorbener Freunde und Verwandte stattfindet.
Die dritte Strophe ist eine Beschreibung des Limbos oder auch des Weges zum Himmel. Es beginnt mit einem Zeitsprung. In den vorherigen Strophen regnete es noch und die Sonne war verdeckt „Verhülltes geleucht“ (V. 8) und nun ist es abends und ein Sonnenuntergang ist zu sehen „Der sonnen glut“ (V. 35). Der „kanal“ (V. 29) steht explizit für den Weg in den Himmel und viele Schiffe „der Schiffe zahl“ (V. 30) stehen als Symbol für viele Seelen, die darauf warten, den Weg in den Himmel anzutreten. Man könnte jetzt daraus schließen, dass nach einer Katastrophe viele Menschen ums Leben gekommen sind und dies für die vielen Schiffe im Hafen steht. Dazu sind die „entlegenden Küsten“ (V. 34) Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten, aber durch diese Katastrophe nun sterben. Die „Sonnen glut“(V. 35) steht für die Hölle am Horizont, welche bedrohlich dort steht. „Entsterbend ruht“ (V. 36) ist eine Personifikation, da Erlensterben nicht ruhen kann und vermenschlicht wird und welche besagt, dass die Menschen sich zur Ruhe setzten und somit verleben. Die Steigerung „Fluss, Stadt, Welt“ (V. 37 - 38) beschreibt, dass der Himmel das Zentrum von allem ist und sogar die Welt sich danach richtet. „Gold und Hyazinth“ (V. 38) steht für Edel und Fröhlichkeit im Himmel. Die Farben Rot und Violett dieser zwei Begrifflichkeiten, stehen primär für Trauer und Verlust, doch die Blume, Hyazinthe wiederum beschreibt die Erlösung der Seele in den Himmel. „Entschlummern“ (V. 39) ist das Synonym für Sterben in dieser Bedeutung.
Der Refrain ist immer dasselbe und wird dreimal wiederholt. Er ist auch eine Beschreibung des Himmels und ein Zeichen der Erlösung. Er passt nicht wirklich in den Verlauf des Gedichtes und kann als eine Aufmunterung, welche das lyrische Du sich immer vorsagt, um sich Mut zu machen, gesehen werden.
Ortsbeschreibung:
Über den Ort, an dem sich das lyrische Ich mit dem lyrischen-Du befindet, ist zunächst unbekannt. Am Schluss lassen Schiffe und Fluss darauf schließen, dass sie sich an einem Hafen befinden. Die Tageszeit ist erst mittags, da die Sonne hinter regnerischen Wolken zusehen ist „Der sonne feucht“ (V. 7) zum Schluss wird es jedoch abend und ein Sonnenuntergang ist zu sehen „der sonne glut“ (V. 35) Die Stimmung ist an sich eher düster doch wird mit schönen Adjektiven euphemiert. „glitzern“ (V. 12) „süss“ (V. 26)
Personen:
In dem Gedicht kommen 2 Personen vor, das lyrische Ich und das lyrische Du, diese sind Geschwister. „meine Schwester“ (V. 1). Dennoch sieht das lyrische Ich, das lyrische Du als „Kind“ (V. 1) an, was darauf schließen lässt, dass es sich um 2 Waisenkinder in der Lyrik handelt. Das lyrische Ich sorgt für das lyrische Du, wie für ihr eigenes Kind. So übernimmt das lyrische Ich die Mutterrolle und versucht dem lyrischen Du den Tod erträglich zu machen, es sorgt sich für das Kind und versucht ihm die Angst zu nehmen. „denk dir wie lind“ (V. 2) „das glitzert mitten im Weinen“ (V. 12). Von dem lyrischen Du erfahren wir nur wenig.
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