Die Krone von Franz Grillparzer

1	Fürst Midas mit den Eselsohren,
2	Vom Hauptschmuck so genannt,
3	Wars, der den Nimbus mancher Toren,
4	Das Diadem erfand.
5	Er, den Apoll mit langen Läppchen
6	So herrlich dekoriert,
7	Hat auch mit einem Purpurkäppchen
8	Zuerst sein Haupt geziert.
9	Und so versteckt er seine Mängel
10	In Mützen von drap d'or,
11	Wie manche unsrer holden Engel
12	Die ihrigen in Flor.
13	So stand es, als bei seinem Sterben,
14	Als Fideikommiß,
15	Er seinem Sohn als nächsten Erben
16	Das Mützchen hinterließ.
17	Der Erbe rief mit Spott und Staunen,
18	Ei, Freunde, seht doch, seht!
19	Fürst Midas hatte seltne Launen!
20	Ei, seht doch, wie das steht!
21	Er ziert es mit gestickten Streifchen
22	Und zerret, ändert, schiebt
23	So lange, bis mit einem Reifchen
24	Von Gold er es umgibt.
25	Das Reifchen wird nun bald verbessert,
26	Mit Steinen bunt besetzt,
27	Sein Wert gar bald vergrößert,
28	Als höchstes Gut geschätzt.
29	So ward die Krone, deren Schimmer
30	Manch langes Ohr versteckt
31	Und deren blendendes Geflimmer
32	Selbst Lastertaten deckt.

Details zum Gedicht „Die Krone“

Gedicht-Analyse

Franz Grillparzer ist der Autor des Gedichtes „Die Krone“. Geboren wurde Grillparzer im Jahr 1791 in Wien. 1806 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier oder Realismus zuordnen. Bei Grillparzer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 154 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Franz Grillparzer sind „Beethoven“, „Der Wunderbrunnen“ und „Entsagung“. Zum Autor des Gedichtes „Die Krone“ haben wir auf abi-pur.de weitere 300 Gedichte veröffentlicht.

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