Vorzeichen von Franz Grillparzer

Augen, meiner Hoffnung Sterne,
Dioscuren meiner Fahrt,
Schimmert nicht so hell und feurig!
Denn das kündet, sagt man, Sturm.
Und so ist es auch. – Er naht schon,
Denn ich fühl’s an meinem Beben,
Meinem Schwindeln, meinem Wanken,
Daß die Wellen schon empört;
Ueberzieht sich noch der Himmel,
10 
Jener Himmel, wo ihr leuchtet,
11 
O, dann rettet mich kein Gott!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Vorzeichen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
59
Entstehungsjahr
1817
Epoche
Biedermeier,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vorzeichen“ wurde von Franz Grillparzer geschrieben, einem bedeutenden Vertreter des österreichischen Biedermeier. Er lebte von 1791 bis 1872, das Gedicht ist somit zeitlich dem 19. Jahrhundert zuzuordnen.

Auf den ersten Eindruck vermittelt das Gedicht eine düstere und anspruchsvolle Stimmung. Es zeugt von einer gewissen Sekundärschwierigkeit, da es viele unerläuterte Metaphern und Anspielungen enthält.

Die elf Verse des Gedichts bauen auf der Metapher einer Seefahrt auf und beschreiben die Ängste und Unsicherheiten des lyrischen Ichs vor einem bevorstehenden Sturm. Das lyrische Ich wendet sich an die „Augen“, die es als „Sterne“ seiner Hoffnung und als „Dioscuren“ seiner Fahrt bezeichnet. Als Dioscuren werden in der griechischen Mythologie die Zwillinge Kastor und Pollux bezeichnet, die als Beschützer von Seefahrern gelten. Die hell und feurig schimmernden Augen könnten sich dabei auf eine geliebte Person beziehen, gleichzeitig stehen sie symbolisch für Hoffnung und Zuversicht. Es wird jedoch befürchtet, dass das helle und feurige Schimmern ein Vorzeichen von Unheil ist, was das lyrische Ich an seinem eigenen Beben, Schwindeln und Wanken spürt. Es sieht den aufkommenden Sturm als Zeichen dafür, dass die Harmonie der Wellen bereits gestört ist. Sollte sich der Himmel noch weiter eintrüben, sieht das lyrische Ich keine Hoffnung mehr für sich.

Die formale Gestaltung ist relativ regelmäßig, es handelt sich um ein einzelnes, einsätziges Gedicht mit elf Versen und keiner festen Reimstruktur. Dennoch lässt sich eine gewisse Dreiteilung in den Anfang (Verse 1-4), die Mitte (Verse 5-7) und das Ende (Verse 8-11) erkennen. Die Sprache ist metaphorisch und bildhaft, enthält Anspielungen auf die griechische Mythologie und zeugt von einer starken Emotionalität. Das Gedicht verbindet somit die klassische Form des Gedichts und die Sprache des Biedermeier mit der symbolischen und emotionalen Ausdruckskraft der Romantik.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Vorzeichen“ ein eindrückliches Gedicht ist, das eine bedrohliche und zugleich faszinierende Situation schildert und dabei tiefgehende Gefühle und Gedanken transportiert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Vorzeichen“ ist Franz Grillparzer. Im Jahr 1791 wurde Grillparzer in Wien geboren. Im Jahr 1817 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung.. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Grillparzer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 11 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 59 Worte. Franz Grillparzer ist auch der Autor für Gedichte wie „An einen Freund“, „Beethoven“ und „Der Wunderbrunnen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vorzeichen“ weitere 300 Gedichte vor.

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