Am Hügel von Franz Grillparzer

O Hügel! sanft von Steinen aufgeschichtet,
Die saftig Gras und Alpenmoos umzieht,
Von deinem Haupt ein Baum emporgerichtet,
An dem die Vogelbeere rötlich glüht;
Indeß am Fuß in buntgemischter Reihe
Der Schwarzbeer’ dunkle Frucht und helles Kraut
Hoch überragt von Weidrichs Veilchenbläue,
Dir einen Thron, sich eine Freistatt baut.
Wie schön blickst du herab von deiner Höhe,
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Wie würdig stellst du dich dem Auge dar!
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Der Wandrer steht entzückt in deiner Nähe,
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Und sucht beinah nach Weihort und Altar.
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Gewiß auch, rollten noch die alten Zeiten,
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Da unentzweit der Gott und die Natur,
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Ein Schutzgott würde hier sich Sitz bereiten,
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Wo Gräser jetzt, hülflose Blumen nur.
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Doch da ich solches kaum gewagt zu denken,
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Straft Lügen mich ein schauerndes Gefühl; –
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Ich fühle Geister sich herniedersenken
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Und mich umlispeln in der Winde Spiel.
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Erinnrung kommt, der stillvertraute Zeuge,
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Von dem, was einst das Glück mir hier verlieh,
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Und, wie geschloßnen Augs ich mich hinüberbeuge,
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An ihrer Hand die Poesie.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Am Hügel“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
158
Entstehungsjahr
1817
Epoche
Biedermeier,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Hügel“ stammt von Franz Grillparzer, einem österreichischen Dramatiker und Lyriker, der von 1791 bis 1872 lebte und somit der Epoche des Biedermeier und darüber hinaus des Realismus zuzuordnen ist.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht den Eindruck von Naturverbundenheit und Romantik, insbesondere unterstrichen durch die Beschreibung eines idyllischen Hügels und seines Umlandes.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem sinnbildlichen Hügel, der reich an verschiedenen Pflanzen- und Fruchtarten ist, und vom Lyrischen Ich bewundert wird. Der Ort weckt beim Betrachter das Gefühl von Harmonie und Schönheit sowie das Bedürfnis nach Spiritualität. Der Hügel wird in der Tat so stark idealisiert, dass er fast als heiliger Ort wahrgenommen wird – der Wanderer sucht dort nach einem Altar und einem Weihort. Das Gedicht führt diesen Gedanken weiter und stellt den Hügel als Ort für einen Schutzgott dar, falls die 'alten Zeiten' immer noch Gültigkeit hätten, wo Götter und Natur eins waren.

Wenn das lyrische Ich jedoch über das Nachdenken über diese früheren Zeiten anfängt, fühlt es eine Art göttlichen Zug und die Gegenwart von Geistern. Es erinnert sich an die glücklichen Momente, die es an diesem Ort erlebt hat - begleitet von Poesie, die eine Art spiritueller Führung und Unterstützung darstellt.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch gleichmäßige vierzeilige Strophen, die im Kreuzreim geschrieben sind, was dem Gedicht einen harmonischen und stetigen Rhythmus verleiht. Die Sprache des Gedichts ist auffallend bildlich, durchsetzt mit Metaphern und Personifikationen („das Alpenmoos umzieht“, „der Weidrich Veilchenbläue“), die dem Hügel und seinen Eigenschaften Leben und Präsenz verleihen. Zudem ist die Sprache eher gehoben, was zum Eindruck der Erhabenheit und Spiritualität des beschriebenen Hügels beiträgt.

Zusammenfassend ist Grillparzers „Am Hügel“ ein Gedicht, das die Schönheit und Erhabenheit der Natur feiert und gleichzeitig als Metapher für eine tiefe, geistige Verbundenheit mit der Natur und der Vergangenheit dient.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Am Hügel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Franz Grillparzer. Der Autor Franz Grillparzer wurde 1791 in Wien geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1817 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Grillparzer ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 158 Worte. Der Dichter Franz Grillparzer ist auch der Autor für Gedichte wie „Werbung“, „Zwischen Gaeta und Kapua“ und „Erklärung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Hügel“ weitere 300 Gedichte vor.

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