Frühlings Kommen von Franz Grillparzer

1	Der Wächter auf den Zinnen
2	Treibt gar gewaltgen Spuk.
3	Sieht er wohl Gäste kommen?
4	Er schreit: »Guck, guck! Guckguck!«
5	Ein Diener auf sein Rufen
6	Herum im Hause geht,
7	Der nimmt die weißen Hüllen
8	Vom schimmernden Gerät.
9	Ein andrer breitet Teppich,
10	Milchfarb und rosenrot;
11	Baumwollen das Gewebe:
12	Der Baum die Wolle bot.
13	Drauf kommen Musikanten,
14	Sie stimmen, proben nie,
15	Und doch, kommts nun zum Spielen,
16	Wie herrlich stimmen sie.
17	Ein Vorhang, rot von Seide,
18	Fliegt weichend von der Tür,
19	Der Pförtner, golden schimmernd,
20	Kommt öffnend draus herfür.
21	Halb zieht er nur den Vorhang,
22	Daß Tag und Dunkel gleich,
23	Da tritt herein der Fremdling,
24	Ein König in sein Reich.
25	Was Augen hat, schließt auf sie,
26	Im Garten Haupt an Haupt,
27	Am Raine schiebt und drängt sichs,
28	Die Gänge stehn umlaubt.
29	Am Tor auch pochts des Herzens.
30	Willst hier auch freien Lauf?
31	Nun, bringst du schöne Lieder,
32	So mach ich dir wohl auf.

Details zum Gedicht „Frühlings Kommen“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Frühlings Kommen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Franz Grillparzer. Geboren wurde Grillparzer im Jahr 1791 in Wien. Das Gedicht ist in der Zeit von 1807 bis 1872 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier oder Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Grillparzer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 150 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Der Dichter Franz Grillparzer ist auch der Autor für Gedichte wie „Vorzeichen“, „Werbung“ und „Zwischen Gaeta und Kapua“. Zum Autor des Gedichtes „Frühlings Kommen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 300 Gedichte veröffentlicht.

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