Ein Wort an die Proselytenmacher von Friedrich Schiller

Nur Etwas Erde außerhalb der Erde,
Sprach jener weise Mann, und staunen sollet ihr,
Wie leicht ich sie bewegen werde!
Da eben liegts, ihr Herrn. Vergönnet mir
Nur einen Augenblick aus Mir herauszutreten,
Gleich will ich Euren Gott anbeten!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ein Wort an die Proselytenmacher“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
39
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ein Wort an die Proselytenmacher“ wurde von Friedrich Schiller verfasst, einem der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter der literarischen Epoche der Weimarer Klassik. Schiller lebte von 1759 bis 1805, daher kann das Gedicht im Kontext des späten 18. bis frühen 19. Jahrhunderts betrachtet werden, einer Zeit, in der religiöse und philosophische Fragen intensiv debattiert wurden.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht einen direkten und herausfordernden Ton hat. Das lyrische Ich wendet sich an eine ungenannte Gruppe von Menschen, die als „Proselitenmacher“ bezeichnet werden - also Menschen, die versuchen, andere zum Übertritt in ihre religiöse Gemeinschaft zu bewegen.

Inhaltlich stellt das Gedicht eine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der religiösen Bekehrungen dar. Das lyrische Ich fordert von den „Proselytenmachern“, ihm nur einen Augenblick die Möglichkeit zu geben, aus seinem eigenen inneren Raum, seiner individuellen Weltanschauung und seinem persönlichen Gottesbild herauszutreten. Dann wäre es bereit, ihren Gott anzubeten. Mit diesen Worten thematisiert das lyrische Ich die Notwendigkeit der individuellen Freiheit in Glaubensfragen und kritisiert indirekt den dogmatischen Ansatz der „Proselytenmacher“.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit sechs Versen. Die Sprache ist klar und direkt, aber auch metaphorisch: Das zentrale Bild des Gedichts ist das der Erde außerhalb der Erde. Mit dieser Metapher könnte Schiller auf das Konzept der extraterrestrischen („außerhalb der Erde“) göttlichen Welt hinweisen, die von der irdischen Welt unterschieden wird.

Zusammenfassend kann das Gedicht als eine poetische Auseinandersetzung mit den Themen religiöser Bekehrung und individueller Glaubensfreiheit gesehen werden, in der Friedrich Schiller seinen kritischen Standpunkt gegenüber dogmatischen Religionen deutlich macht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ein Wort an die Proselytenmacher“ des Autors Friedrich Schiller. 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1796 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Neustrelitz. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Einer der bedeutendsten Autoren der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Tod im Jahr 1832 kennzeichnet gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die bedeutenden Themen. Die Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Vertreter der Epoche haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Schiller, Goethe, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 39 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Schiller sind „An die Gesetzgeber“, „An die Parzen“ und „An die Sonne“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Wort an die Proselytenmacher“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.

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