Die feile Muse von Charles Baudelaire

O meine muse · reicher hallen frau ·
Entlässt der jänner seine ungeheuer
In trüber schneenacht: hast du dann ein feuer
Für deinen kleinen fuss vor kälte blau?
 
Du kannst nicht deine marmorschultern laben
Am nächtigen schein der durch die läden bricht
Und · leer die börse leer den gaumen · nicht
Nach gold in deinen azur-grotten graben.
 
Du musst um brot zu finden ohne lass
10 
Als chorkind spielend mit dem weihrauchfass
11 
Te-deum singen gegen deinen willen
 
12 
Und gar zur schau dich stellen hungermatt ·
13 
Mit scherzen an verdeckter thränen statt
14 
Der niedren menge lachgelüste stillen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Die feile Muse“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
91
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die feile Muse“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, einem französischen Dichter des 19. Jahrhunderts. Obwohl Baudelaire oft als Dichter der Romantik oder Symbolismus eingestuft wird, zeichnen sich seine Werke oft durch eine dunklere, teils morbide Ästhetik und durch soziale Kritik aus.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und melancholisch. Der Hauptfokus liegt auf der symbiotischen Beziehung zwischen dem lyrischen Ich, sehr wahrscheinlich der Dichter selbst, und der abgebildeten Muse, personifiziert als Frau von Schönheit und Not.

Inhaltlich geht es um die Künstlerin (Muse), die, während sie zuerst in Reichtum und Überfluss dargestellt wird, in harten Zeiten (durch den „Jänner“, der seine „Ungeheuer“ entlässt) kämpft und sogar ihre Würde opfern muss, um zu überleben. Die Muse, die Fürsprecherin der Inspiration und Kreativität, wird als fähig dargestellt, äußerste Schwierigkeiten und Erniedrigungen zu ertragen. Darin scheint Baudelaire die Widersprüche und Schwierigkeiten des künstlerischen Lebens herauszustellen.

Formell besteht das Gedicht aus vier Strophen. Dabei wechseln sich vier- und dreizeilige Strophen ab, wobei die letzteren eine Art summarischen Kommentar zu den vorausgehenden vierzeiligen Strophen bilden. Baudelaires Sprache ist gekennzeichnet durch eine beeindruckende bildliche Gestaltung und den gekonnten Einsatz von Metaphern.

In „Die feile Muse“ werden die harten Bedingungen des Künstlerdaseins und die Würde der Kunst ins Zentrum gerückt. Baudelaire verbindet auf bewegende Weise Ästhetik, soziale Kritik und philosophische Reflexion, um auf die Herausforderungen und Entbehrungen hinzuweisen, die jene auf sich nehmen, die der Kunst und der Inspiration gewidmet sind.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die feile Muse“ ist Charles Baudelaire. Im Jahr 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 91 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Charles Baudelaire sind „Abendeinklang“, „An Theodor von Banville“ und „Anheimfall“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die feile Muse“ weitere 101 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Charles Baudelaire

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Charles Baudelaire und seinem Gedicht „Die feile Muse“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Charles Baudelaire (Infos zum Autor)

Zum Autor Charles Baudelaire sind auf abi-pur.de 101 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.