An Auroren von Johann Gottfried Herder
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O zögre noch, holdseligste der Schönen, |
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Aurora, laß die Thräne dich versöhnen, |
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Die Thräne, die dir reine Liebe weiht. |
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Wenn du in deines grauen Tithons Armen |
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Zu früh’ erwachst, so weile; hab’ Erbarmen, |
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Für uns, für uns ist es zu frühe Zeit. |
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Die keusche Luna blickt von ihrem Throne |
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Gefällig noch, und gönnt Dionens Sohne |
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Ihr sanftes Licht der Herzvertraulichkeit. |
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„Und komm’ ich denn, um euer Glück zu stören? |
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Beneidend komm’ ich euer Glück zu mehren, |
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Und sag’: es ist nicht gestern, es ist heut. |
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Mit neuer Liebe komm’ ich euch zu krönen, |
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Und gebe Blumen, Jünglingen und Schönen |
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Erfrischend sie, der Morgenröthe Kleid“; – |
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– O Mahlerinn Aurora, weile, weile! |
17 |
Den Liebenden zu ihrem schönsten Theile |
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Sei nie ein Gestern; sei ein ewig Heut“. |
Details zum Gedicht „An Auroren“
Johann Gottfried Herder
3
18
123
1797
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „An Auroren“ ist Johann Gottfried Herder. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1797 zurück. Erschienen ist der Text in Tübingen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.
Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.
Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die das gemeinsame Schaffen der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik zeitlich festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind gebräuchliche Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Schiller, Goethe, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.
Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 123 Worte. Die Gedichte „Das Orakel“, „Das Ross aus dem Berge“ und „Das Saitenspiel“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Zum Autor des Gedichtes „An Auroren“ haben wir auf abi-pur.de weitere 412 Gedichte veröffentlicht.
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