Das Gesetz der Welten im Menschen von Johann Gottfried Herder
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Schönes Sternengefild, ihr weiten unendlichen Auen, |
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Aus mir selber entzückt, hang ich mit Blicken an euch, |
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Schaue die goldene Heerde der himmlischen Schaafe da weiden, |
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Suche den Hirten in ihr, der mit dem Stabe sie führt. |
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»Suchst du den Hirten der Heerde, die droben sich badet im Äther? |
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Suchst das hohe Gesetz, welches die Welten bewegt? |
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Sterblicher, blick in dich selbst, da hast du die höhere Regel, |
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Die nicht die Welten allein, die auch sich selber regiert.« |
Details zum Gedicht „Das Gesetz der Welten im Menschen“
Johann Gottfried Herder
1
8
77
1796
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Das Gesetz der Welten im Menschen“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem der bedeutendsten Vertreter der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Er lebte von 1744 bis 1803, daher lässt sich das Gedicht zeitlich im 18. Jahrhundert einordnen.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine Hymne an die Natur und das Universum. Es hat etwas Erhabenes und Bewunderndes an sich, ausgedrückt durch die Darstellung des Sternenhimmels und der „goldenen Heerde der himmlischen Schaafe“.
Inhaltlich erzählt das Gedicht von der Betrachtung des unendlichen Universums und der Suche nach dem „Hirten“, also einer Führung oder einem göttlichen Gesetz, das die Welt ordnet. Das lyrische Ich fühlt sich zunächst klein und überwältigt von der Unendlichkeit des Weltalls. Im weiteren Verlauf jedoch gibt es eine Wendung: Das Ich erkennt, dass dieses „hohe Gesetz“, welches die Welten bewegt, auch in ihm selber anzutreffen ist. Mit anderen Worten, das Gedicht drückt die Idee aus, dass Mensch und Universum untrennbar miteinander verbunden sind und sich nach denselben universellen Gesetzen bewegen.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts fällt auf, dass es sich um eine einzige, achtzeilige Strophe handelt. Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphorisch, mit Anspielungen auf das Schäfer-Motiv, eine typische Figur der pastoralen Poesie, die die Harmonie zwischen Mensch und Natur symbolisiert. Herder nutzt zudem Großschreibung zur Hervorhebung von Schlüsselbegriffen wie „Hirten“, „Heerde“ und „Gesetz“. Insgesamt erzeugt das Gedicht durch seine lyrische und bildhafte Sprache eine Stimmung von Ehrfurcht und Ergriffenheit.
Weitere Informationen
Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Das Gesetz der Welten im Menschen“. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1796. Der Erscheinungsort ist Neustrelitz. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Die Epoche des Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die alten Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.
Die Epoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Einflüsse der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Prägend für die Zeit der Klassik ist der Begriff Humanität. Menschlichkeit, Toleranz, Schönheit, Selbstbestimmung und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Klassik. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Weimarer Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Schiller, Goethe, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.
Das 77 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „An Auroren“, „An den Schlaf“ und „An die Freundschaft“. Zum Autor des Gedichtes „Das Gesetz der Welten im Menschen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.
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