Apollo von Johann Gottfried Herder

Ach! daß Apollo der Schäfer nicht mehr am lieblichen Peneus
Weidet! daß er sobald wieder die Erde verließ!
Glaub’, er verließ sie nicht! Er weidet die Heerde der Menschen;
Nur ein barbarisches Ohr hört nicht des Hirten Gesang.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Apollo“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
38
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Apollo“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter, Theologen und Philosophen der Weimarer Klassik, der von 1744 bis 1803 lebte. Das Werk lässt sich somit in die Epoche der Aufklärung und der Weimarer Klassik einordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die elegische und zugleich hoffnungsvolle Stimmung auf. Es scheint um Verlust, aber auch um Trost und Hoffnung zu gehen.

Inhaltlich beklagt das lyrische Ich den scheinbaren Verlust des Gottes Apollo, der als Hirt der Menschen gesehen wird. In der griechischen Mythologie ist Apollo der Gott der Künste, insbesondere der Musik und der Dichtkunst. Das lyrische Ich bedauert, dass Apollo, symbolisch für die Bildung und Kultur, nicht mehr präsent zu sein scheint („Ach! daß Apollo der Schäfer nicht mehr am lieblichen Peneus Weidet! daß er sobald wieder die Erde verließ!“). Diese Sehnsucht wird jedoch entkräftet, indem betont wird, dass Apollo in Wahrheit immer noch bei den Menschen ist und ihre „Herde“ hütet, jedoch nur von solchen gehört wird, die kulturell gebildet sind („Nur ein barbarisches Ohr hört nicht des Hirten Gesang.“).

Die Form des Gedichts ist eine einfache Vier-Zeilen-Strophe in Hexameter, der typischen Versform der antiken epischen Dichtung, was sich vielleicht als Hommage an Apollos Rolle als Gott der Dichtkunst verstehen lässt. Die Sprache ist feierlich und bildhaft, mit einer Anspielung auf die idyllische griechische Landschaft („am lieblichen Peneus“) und das Bild des Hirten, was sowohl auf die Rolle von Apollo als Beschützer und Führer, als auch auf das idealisierte Hirtenleben der Antike anspielt. Durch die Verwendung von Wörtern wie „barbarisches“ schafft Herder einen starken Kontrast zwischen Bildung und Unbildung.

Zusammenfassend handelt es sich bei Herders „Apollo“ um ein philosophisch-lyrisches Gedicht, das die Wichtigkeit von Bildung und Kultur betont und in seiner Form und Sprache die klassische Antike ehrt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Apollo“ ist Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1796 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Neustrelitz. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Epoche der Klassik beginnt nach herrschender Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Ausgangspunkt und literarisches Zentrum der Weimarer Klassik (kurz auch häufig einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Der Begriff Humanität ist prägend für die Zeit der Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Selbstbestimmung, Harmonie, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. In der Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind häufig in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich häufig an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Schiller, Goethe, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 38 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 4 Versen. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Das Kind der Sorge“, „Das Orakel“ und „Das Ross aus dem Berge“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Apollo“ weitere 413 Gedichte vor.

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