Das Orakel von Johann Gottfried Herder

Als Alexander einst zu Ammons Sitze gelangt war,
Und ihn Jupiter selbst nannte den göttlichen Sohn,
Fragt’ er den Vater um nichts, als um die Quelle des Nilstroms,
Fühlete Schicksal und Glück ruhen in eigener Hand.
Auch wir wollen die Götter nur um Geheimnisse fragen;
Pflicht und Tugend und Glück schrieben sie uns in das Herz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Das Orakel“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
56
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Johann Gottfried Herder, ein deutscher Dichter des 18. Jahrhunderts. Er gehört zur Epoche der Aufklärung, auch Sturm und Drang genannt, die von 1750 bis 1800 dauerte.

Das Gedicht beschäftigt sich mit Alexander dem Großen, der zu Ammons Sitz gelangte, ein Orakel besuchte und als göttlichen Sohn von Jupiter, dem römischen Göttervater, bezeichnet wurde. Alexander bittet jedoch nur um die Quelle des Nilstroms und scheint sein Schicksal und Glück als in seiner eigenen Hand liegend zu interpretieren. Anschaulich wird in diesem Gedicht ein Aspekt des charismatischen und selbstbewussten Wesens Alexanders dargestellt.

Die Aussage des lyrischen Ichs bezieht sich nicht nur auf Alexander, sondern transportiert eine allgemeingültige Botschaft: Wie Alexander, so sollten auch wir die Götter nur um Geheimnisse fragen. Pflicht, Tugend und Glück liegen in unseren Händen - sie sind in unser Herz geschrieben. Das lyrische Ich appelliert an den Leser, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu sein und nicht ständig göttliche Führung oder Bestätigung zu suchen.

Formal gehört das Gedicht den Versformen der Klassik an. Jede Zeile besteht aus einem Hexameter, einer für die antike Epik charakteristischen Langversform. Die Sprache ist gehoben und stilisiert, was dem Thema des Gedichtes - göttliche Legenden und Weisheiten - entspricht. In der Sprache werden die Würde und Erhabenheit der antiken Mythen und Weisheiten hervorgerufen. Es finden sich sowohl bildhafte als auch metaphorische Elemente, was die Aussagekraft des Gedichtes erhöht. Die letzte Strophe bietet eine Reflexion und Übertragung der erzählten Geschichte auf die Gegenwart und verbindet so auf metaphorischem Weg die Erfahrungen und Erkenntnisse Alexanders mit denjenigen des lyrischen Ichs und des Lesers.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Orakel“ ist Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. 1796 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Neustrelitz. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Richtungsweisend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Epoche der Klassik endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. In der Gestaltung wurde das Gesetzmäßige, Wesentliche, Gültige aber auch der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oft roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Schiller, Goethe, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik betrachtet werden. Aber nur Schiller und Goethe motivierten und inspirierten einander durch eine intensive Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.

Das 56 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Amor und Psyche“, „An Auroren“ und „An den Schlaf“. Zum Autor des Gedichtes „Das Orakel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

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