Österreichs Adlergejauchze und Wappengruß in Krieg und Sieg von Clemens Brentano

Nun jauchze, mein Östreich!
Dein Adler steht auf,
Und streckt seine Schwingen
Zur Sonne hinauf,
Und wiegt seine Kronen
Und wieget sein Schwert,
Reichsapfel und Szepter,
Und das ist was wert.
 
Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler zieht aus,
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Blickt fest in die Sonne
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Und machet sich kraus,
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Und schüttelt den Fittich
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Und mißt seinen Feind,
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Und grüßet die Freunde
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Und gut ist's gemeint.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler jauchzt auch;
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Ihn grüßet sein Bruder
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Aus Flammen und Rauch,
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Der russische Phönix
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Verjüngt in dem Brand
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Der heiligen Moskau,
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Reicht stark ihm die Hand.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler kühn schaut,
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Und grüßt seinen Bruder
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Den Preußen vertraut.
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Willkomm, Hohenzollern,
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Du bist mir ein Aar,
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So brav als in Habsburg
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Wohl einer je war.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Drei Adler sind eins,
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Und geben ein Zeugnis,
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Zum Schrecken des Feinds,
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O bleibt treu und einig,
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Ihr Säulen der Zeit,
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Die heilige Dreizahl
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Wird niemals entzweit.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dem Adler zum Streit
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Sind schwedische Löwen
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Und Herzen Geleit;
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Sie führt ein gekrönter,
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Ein herzhafter Held,
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Steckt Fahnen des Sieges
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Hinaus in die Welt.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler schwebt auf,
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Von spanischen Türmen
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Brülln Löwen im Lauf
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Hoch auf den Pyrenäen,
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Und springen voll Lust,
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Dich wieder zu sehen,
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Dem Feind an die Brust.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler vergnügt
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Dem brittischen Einhorn
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Auf der Waffe sich wiegt.
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Sein Haupt legt das Einhorn
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Der Jungfrau zum Schoß,
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Und macht die Europa
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Vom Talisman los.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler weit spannt
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Den Flug vor der Sonne
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Und schattet ins Land,
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Und bald ward auch darum
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Der rheinische Bund
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Sub umbra alarum
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Tuarum gesund.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adlerflug klingt;
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Der bayrische Löwe
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Sein deutsches Schwert schwingt;
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Und Schwaben und Franken
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Und Baden stehn treu,
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Der Sieg soll euch danken,
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Mein Deutschland wird neu!
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler froh lacht,
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Die sieben Provinzen,
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Sind herrlich erwacht.
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Herr Gott wir dich loben,
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Singt jubelnd Holland,
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Und Orange boven
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Ertönet der Strand.
 
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Nun jauchze, mein Östreich!
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Dein Adler erquickt
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Den Fittich im Meer schon,
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Schon brauset entzückt
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Und brandet die Woge.
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Frei grüßt schon Triest
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Die siegvollen Segel
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Von Süd, Ost und West.
 
97 
Nun jauchze, mein Östreich!
98 
Dein Adlerflug tönt,
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Hoch jauchzet der Rhein auf,
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Und Deutschland versöhnt
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Schickt freudige Rächer.
102 
Am Bacchus-Altar
103 
Leert sühnend den Becher
104 
Die siegende Schar.
 
105 
Nun jauchze, mein Östreich!
106 
Dein Adler entzückt
107 
Den Adler der Deutschen
108 
Am Himmel erblickt,
109 
Der tauchet die Flügel
110 
In goldenen Wein,
111 
Da klirren die Fesseln
112 
Und stürzen zum Rhein.
 
113 
Nun jauchze, mein Östreich!
114 
Dein Adler nun trinkt,
115 
Gesundheit ihr Helden,
116 
Der Siegskelch erklingt!
117 
Sieg Östreich! Sieg Reuße!
118 
Sieg England! Sieg Schwed'!
119 
Sieg Deutschland! Sieg Preuße!
120 
Sieg Schwert! Sieg Gebet!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (34.2 KB)

Details zum Gedicht „Österreichs Adlergejauchze und Wappengruß in Krieg und Sieg“

Anzahl Strophen
15
Anzahl Verse
120
Anzahl Wörter
455
Entstehungsjahr
1813
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Clemens Brentano ist der Autor des Gedichtes „Österreichs Adlergejauchze und Wappengruß in Krieg und Sieg“. Geboren wurde Brentano im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz). Das Gedicht ist im Jahr 1813 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 120 Versen mit insgesamt 15 Strophen und umfasst dabei 455 Worte. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht ...“, „Ihr himmlischen Fernen“ und „Brautgesang“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Österreichs Adlergejauchze und Wappengruß in Krieg und Sieg“ weitere 297 Gedichte vor.

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