Was reif in diesen Zeilen steht von Clemens Brentano

Was reif in diesen Zeilen steht,
Was lächelnd winkt und sinnend fleht,
Das soll kein Kind betrüben,
Die Einfalt hat es ausgesäet,
Die Schwermut hat hindurchgeweht,
Die Sensucht hat's getrieben;
Und ist das Feld einst abgemäht,
Die Armut durch die Stoppeln geht,
Sucht Ähren, die geblieben,
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Sucht Lieb', die für sie untergeht,
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Sucht Lieb', die mit ihr aufersteht,
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Sucht Lieb', die sie kann lieben,
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Und hat sie einsam und verschmäht
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Die Nacht durch dankend in Gebet
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Die Körner ausgerieben,
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Liest sie, als früh der Hahn gekräht,
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Was Lieb' erhielt, was Leid verweht,
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Ans Feldkreuz angeschrieben,
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O Stern und Blume,
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Geist und Kleid, Lieb',
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Leid und Zeit und Ewigkeit!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Was reif in diesen Zeilen steht“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichtes ist der deutsche Schriftsteller Clemens Brentano, der von 1778 bis 1842 lebte. Er zählt zu den bedeutenden Vertretern der deutschen Romantik, weshalb das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik des 19. Jahrhunderts einzuordnen ist.

Sofort fällt auf, dass sich das Gedicht durch seine melancholischen und nachdenklichen Töne auszeichnet. Es wirkt sensibel und tiefsinnig, es scheint das Innenleben des lyrischen Ich zu offenbaren und Einblicke in seine Gefühle und Gedanken zu geben.

Inhaltlich geht es in Brentanos Gedicht um die Metapher des Feldes, das als Symbol für das Leben steht. Die täglichen Mühen, die Einsamkeit, aber auch die Hoffnung und das Streben nach Liebe spielen eine bedeutende Rolle. Das lyrische Ich scheint aufzuzeigen, dass das Leben von Arbeit und Sehnsucht ebenso geprägt ist wie von Liebe und Schmerz. Das ständige Auf und Ab des Lebens, die Vergänglichkeit und die kontinuierliche Suche nach Liebe und Erfüllung werden in eindrücklicher Weise thematisiert.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen langen Strophe und insgesamt 21 Versen. Die Versform variiert, es gibt sowohl Paarreime, als auch Kreuzreime und umarmende Reime, was dem Gedicht einen melodischen Klang verleiht. Besonders auffällig ist auch der Gebrauch von Wiederholungen, die das Thema der immerwährenden Suche und des ständigen Kreislaufs im Leben unterstreichen.

Die Sprache Brentanos ist kunstvoll und bildreich. Er nutzt zahlreichen Metaphern und Symbolen, um seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Hierbei bedient er sich einer eher gehobenen, lyrischen Sprache, die jedoch gut verständlich ist.

Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht ein typisches Werk der Romantik ist. Das lyrische Ich spiegelt in seinem inneren Kampf zwischen Liebe und Leid, Hoffnung und Verlust, das Gefühl der Zerrissenheit und der Sehnsucht nach dem Unendlichen, welches für die Romantik charakteristisch ist. Jedoch erklingt hier auch ein funkelnder Hauch von Hoffnung, dass trotz aller Schmerzen und Rückschläge das Streben nach Liebe stetig fortführt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Was reif in diesen Zeilen steht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Clemens Brentano. 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Zwischen den Jahren 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 108 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 21 Versen. Die Gedichte „Die Abendwinde wehen“, „14. Juli 1834“ und „Als ich in tiefen Leiden“ sind weitere Werke des Autors Clemens Brentano. Zum Autor des Gedichtes „Was reif in diesen Zeilen steht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 298 Gedichte veröffentlicht.

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