Jupiter und Pluto von Johann Gottfried Herder

Hast Du die blühenden Horen,
Die Siegsgöttinnen gesehn?
Sie schweben im Tanz und tragen
Des ewigen Vaters goldenen Thron.
 
Aber er thronet milde;
Sein Blitz und der Adler schläft;
Denn nicht mit blutigem Lorbeer,
Mit dem Oelzweig kränzet die Weisheit ihn.
 
Der Scepter in seinen Händen
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War einst ein ruhiger Hirtenstab,
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Mit dem er die Völker besuchte,
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Mit dem er noch jetzt die Völker beglückt.
 
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Heil mir! o Vater der Götter,
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Ich habe Dein Antlitz glänzen gesehn;
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Es blickte zu den Aethiopen,
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Dem friedlichen, dem unschuldigen Volk,
 
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Das Du noch gern besuchest,
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Und hältst mit ihnen ein fröhliches Mahl,
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Und zu Dir strömen die Völker;
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Der Bittende kniet erhört vor Dir.
 
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Nicht so Dein dunkeler Bruder;
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Des Rechtes Zweizack ist in seiner Königshand,
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Und ächzende Danaiden
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Mit leeren Krügen sein Clientenhof.
 
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Die Furien seine Gesinde,
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Mit bunten Schlangen schön geschmückt,
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Tantalus, Ixion und Prometheus seine Diener,
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Und Sisyphus sein Cancellar.
 
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Mit weggewandtem Blicke
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Thront neben ihm die gelbe Persephone.
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O Jupiter, gieb uns Fürsten,
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Dir ähnlich, Deinem Bruder nie!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Jupiter und Pluto“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
169
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Jupiter und Pluto“ stammt vom deutschen Dichter Johann Gottfried Herder, der im 18. Jahrhundert lebte und wirkte. Es ist ein Text aus der Epoche der Aufklärung und vergleicht die beiden römischen Götter Jupiter und Pluto.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es eine starke mythologische Komponente aufweist und in einem gehobenen, respektvollen Ton gehalten ist. Es werden viele Symbole und Anspielungen auf die römische Mythologie verwendet und das gesamte Gedicht ist in Vers- und Strophenform geschrieben.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich den Gott Jupiter mit großer Bewunderung. Der Gott wird mit friedlichen Attributen wie Weisheit, Ruhe und Wohlwollen dargestellt, im Gegensatz zu seinem Bruder Pluto, der mit dunkleren Bildern von Angst und Schrecken verbunden ist. Es betont, dass Jupiter den zivilisierten Völkern Frieden und Glück bringt, während Pluto Leid und Qual hervorruft. Das lyrische Ich plädiert am Ende des Gedichts für Herrscher, die Jupiter ähnlich sind und nicht Plutos dunkle Wege verfolgen.

Die Form des Gedichts ist streng und ordentlich, mit klar strukturierten Strophen und Versen. Die Sprache ist sehr bildhaft und symbolisch, wobei viele mythische Referenzen verwendet werden. Es gibt eine Kontrastierung zwischen den Bildern des licht-vollen und die ruhigen Jupiters und des dunklen und schreckenerregenden Plutos. Das Gedicht verwendet auch dramatische Elemente wie direkte Ansprachen und emotionale Appelle, um die Aussagen zu verstärken.

Als Interpretation könnte man annehmen, dass Herder mit diesem Gedicht einen idealisierten Vorschlag für die Art von Führungskräften in seiner eigenen Zeit vorschlägt. Er kritisiert die herrschenden, eher autoritären und kriegerischen Führer und plädiert für mehr Weisheit, Frieden und Wohlwillen in der Führung. Das Gedicht ist somit auch ein deutlicher Appell an die Regierung seiner Epoche, mehr Menschlichkeit und weniger Gewalt und Härte in der Regierung anzustreben. Insgesamt kann man sehen, dass Herder hier mit starken symbolischen Bildern und emotionalen Appellen arbeitet, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen und seine Kritik am damaligen System auszudrücken.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Jupiter und Pluto“ des Autors Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Zwischen den Jahren 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Die Epoche des Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest der Epoche des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bedeutendsten Dichter der Weimarer Klassik. 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Weimarer Klassik geht von der Erziehbarkeit des Individuums zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Vertreter der Weimarer Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Vernunft und Gefühle gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Der Mensch ist also von höheren Mächten abhängig. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die wichtigen Schriftsteller der Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das vorliegende Gedicht umfasst 169 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“. Zum Autor des Gedichtes „Jupiter und Pluto“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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