Italien von Johann Gottfried Herder

Italien, Italien, o Du,
Das seine Schönheit unglückselig macht,
Ein traurig hartes Schicksal gaben Dir
Mit ihrer Gunst die Götter. Wärest Du
An Schönheit ärmer, oder reicher nur
An Kräften, daß man mehr Dich fürchtete,
Wie oder minder liebte, und nur nicht,
Herbeigelockt von Deiner Schönheit Strahl,
Dich forderte zum Tode! Vaterland,
10 
Dann dürft' ich nicht die Ströme Krieger sehn,
11 
Die von den Alpen rollen; dürfte nicht
12 
Die Heerden fremdes Vieh sich tränken sehn
13 
Im blutgefärbten Po. Ich sähe nicht
14 
Dich selbst, umgürtet, mit so fremdem Schwert
15 
Umgürtet, kämpfen stets mit fremdem Arm
16 
Und, überwunden oder Ueberwinderin,
17 
Doch immer dienen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Italien“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem bekannten Dichter der Weimarer Klassik. Herder lebte von 1744 bis 1803, weshalb seine Werke häufig im Kontext der Aufklärung und der frühen Romantik eingestuft werden.

Das Gedicht „Italien“ hinterlässt zunächst einen Eindruck von Melancholie und Traurigkeit. Herder errichtet hier ein Bild von Italien als einer unglücklichen Schönheit, deren Attraktivität ihr zum Verhängnis wird.

Inhaltlich kann man festhalten, dass das lyrische Ich Italiens Schönheit mit seinem Leid verbindet. Italien wird als Land dargestellt, das aufgrund seiner Schönheit zum Opfer wird und von fremden Mächten ausgebeutet wird. Italien wird so von Kräften, die es weder kontrollieren kann noch will, getrieben und untrennbar von diesen beeinflusst.

Man erkennt hier einen Bezug zur Geschichte Italiens, das im Lauf der Jahrhunderte oft von Fremden besetzt und ausgebeutet wurde. Diese historischen Bezüge werden durch die Anspielung auf Kriege und den „blutgefärbten Po“, einen der größten Flüsse Italiens, unterstrichen. Italien erscheint hier als passives Opfer, das, egal ob es siegt oder verliert, immer dient und somit in einer untergeordneten Position bleibt.

Die Form des Gedichts folgt keiner klassischen strukturellen Regel, was auf die Freiheit des Autors und seine Abkehr von festgelegten Normen hindeutet. Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und stark bildhaft, was dazu beiträgt, die starken Gefühle des lyrischen Ichs zu vermitteln und den Leser in die tragische Situation Italiens zu versetzen.

Zusammenfassend handelt das Gedicht von der tragischen Schönheit Italiens, die das Land attraktiv macht, ihm aber gleichzeitig Leid und Kampf einbringt. Herder nutzt hier Geschichte und Metapher, um das Bild eines unterworfenen und ausgenutzten Italiens zu offenbaren, das trotz seiner Schönheit und seines Sieges im Angesicht des Fremden stets dem Dienst untergeordnet bleibt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Italien“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. In der Zeit von 1760 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Richtungsweisend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Literaturepoche endete im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Die Dichter der Weimarer Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit zu erreichen. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik charakteristisch. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die berühmtesten Schriftsteller der Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das 100 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 17 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Das Gesetz der Welten im Menschen“, „Das Glück“ und „Das Kind der Sorge“. Zum Autor des Gedichtes „Italien“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Gottfried Herder

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Gottfried Herder und seinem Gedicht „Italien“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Gottfried Herder sind auf abi-pur.de 413 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.