Der Verliebte von Johann Gottfried Herder

Wie so blaß und bleich, o Jüngling,
Wie so bleich und blaß?
Kannst Du munter nicht gefallen,
Bleich - gefällt denn das?
 
Wie so stumm und dumm, o Jüngling,
Wie so stumm und dumm?
Kannst Du sprechend sie nicht rühren,
Rührt man sie denn stumm?
 
Sprich, und schäme Dich, o Jüngling,
10 
Zwingt das Alles wol?
11 
Will sie willig Dich nicht lieben,
12 
Sprich, warum sie soll?
13 
Sprich, bist Du nicht toll?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Der Verliebte“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Verliebte“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem der einflussreichsten Köpfe der Weimarer Klassik und Aufklärung, der von 1744 bis 1803 lebte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und ironisch, mit einem scheinbar naiven, in sich gekehrten Verliebten als Hauptcharakter. Das lyrische Ich konfrontiert den Verliebten auf spielerische Art und Weise mit seinen unangenehmen Seiten und überzeichnet dabei typische Merkmale eines verliebten jungen Mannes.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um einen Jüngling, der augenscheinlich in jemanden verliebt ist und unter diesem Zustand leidet. Das lyrische Ich ermutigt den Jüngling, seine Liebe auszudrücken und nicht passiv zu bleiben. Es betont die Bedeutung der aktiven Kommunikation in Beziehungen und hinterfragt zugleich die romantisierte Vorstellung von Liebe, die dem Jüngling zu schaden scheint.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen, wobei die ersten beiden Strophen jeweils vier Verse und die letzte Strophe fünf Verse enthält. Die Verse sind in meist jambischen Versmaßen gehalten und weisen einen teilweise umarmenden Reim auf (abba), was dem Gedicht einen leichten und fließenden Klang verleiht.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, ohne komplexe Metaphern oder verschleierte Bilder, was einem volkstümlichen Ton entspricht, der für Herders Werk charakteristisch ist. Die wiederholten Fragen und Aufforderungen zum Sprechen drängen den Verliebten zur Selbstreflexion und Handlung.

Insgesamt kann das Gedicht als Kritik an der passiven Haltung des Verliebten und als ein Appell zur offenen Kommunikation interpretiert werden. Es drückt die Haltung der Aufklärung aus, die den rationalen Diskurs und die aktive Gestaltung des eigenen Lebens betonte.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Verliebte“ des Autors Johann Gottfried Herder. Geboren wurde Herder im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen). Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Epoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Einflüsse der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. In der Gestaltung wurde das Wesentliche, Gültige, Gesetzmäßige aber auch der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oft roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die populärsten Vertreter der Weimarer Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 70 Worte. Die Gedichte „Apollo“, „Bilder und Träume“ und „Das Flüchtigste“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Verliebte“ weitere 413 Gedichte vor.

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