Auf einer Wildjagd war der Leu von Johann Gottfried Herder

Auf einer Wildjagd war der Leu
Und Ziege, Kuh und Schaf dabei;
Sie theilen. »Theilet gleich!«
»Das nehm' ich,« sprach der Leu,
»König in meinem Reich!
Dies! denn das Meist' hab' ich gethan!
Das! will wer's, heb' er's an
Mit mir!«
»Großmächtigster, wir lassen Alles Dir.«
 
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Wozu die viele Müh?
11 
Tabakskram und Regie
12 
Wozu die Namen?
13 
Geruhen, Sire, Sie,
14 
Nehmen's zusammen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Auf einer Wildjagd war der Leu“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Auf einer Wildjagd war der Leu“ ist Johann Gottfried Herder, ein einflussreicher Denker der Aufklärung und Vertreter der Weimarer Klassik. Das Gedicht fällt in das ausgehende 18. Jahrhundert.

Auf den ersten Blick geht es in dem Gedicht um eine Jagdszene. Der Leu, quasi der Löwe oder König, steht im Mittelpunkt und teilt die Beutetiere auf, selbstsicher und seiner Position sicher. Die Tiere lassen es geschehen, kommentieren aber die Situation. In der zweiten Strophe werden offene Fragen gestellt. Insgesamt strahlt das Gedicht eine Kritik gegenüber Hierarchie und Macht aus.

Das Gedicht erzählt von einer Wildjagd, bei der ein Löwe (Leu) und andere Tiere beteiligt sind. Der Löwe beansprucht die gesamte Beute für sich mit der Begründung, er sei der König und habe die meiste Arbeit verrichtet. Die anderen Tiere akzeptieren dies klaglos. In der zweiten Strophe stellt das lyrische Ich Fragen über den Sinn solchen gesellschaftlichen Machtgefüges und regt zum Nachdenken an. Man könnte meinen, dass Herder durch das Gedicht die bestehenden sozialen und politischen Hierarchien seiner Zeit in Frage stellt und das Ungleichgewicht in der Machtverteilung kritisch betrachtet.

Bezüglich der Form und Sprache erscheint das Gedicht in zwei Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl, was unüblich ist. Es verwendet eine direkte, unverschnörkelte Sprache mit imperativen und fragenden Sätzen, um seine Kritik deutlich zu machen. Allerdings verwendet Herder auch Metaphern, insbesondere den Löwen als Symbol für den Monarchen und die anderen Tiere als Untertanen. Die metrische Form ist nicht durchgängig, was das Gedicht weniger harmonisch, aber lebendiger und authentischer macht. Die Wortwahl ist einfach und verständlich, was zur klaren Haltung des lyrischen Ichs beiträgt. Der Autor verwendet häufig Interjektionen („Theilet gleich!“, „Neuralgisch“), was die lebendige, direkte Stimmung des Gedichts unterstreicht. Im Allgemeinen dient die Form und Sprache des Gedichts dazu, seine politische und soziale Kritik effektiv zu vermitteln.

Weitere Informationen

Johann Gottfried Herder ist der Autor des Gedichtes „Auf einer Wildjagd war der Leu“. Der Autor Johann Gottfried Herder wurde 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1760 bis 1803 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Autoren handelte es sich meist um junge Schriftsteller. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Literaturepoche waren Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod 1832 ihr Ende nahm. Literarisches Zentrum und Ausgangspunkt der Weimarer Klassik (kurz auch häufig einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Prägend für die Zeit der Weimarer Klassik ist der Begriff Humanität. Menschlichkeit, Toleranz, Selbstbestimmung, Schönheit und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Weimarer Klassik. Die Weimarer Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Typisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Dichter haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die bekanntesten Dichter der Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.

Das 61 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Die Gedichte „An Auroren“, „An den Schlaf“ und „An die Freundschaft“ sind weitere Werke des Autors Johann Gottfried Herder. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf einer Wildjagd war der Leu“ weitere 413 Gedichte vor.

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