Wer unter Allen, rühmt die Hündin sich von Johann Gottfried Herder

»Wer unter Allen,« rühmt die Hündin sich,
»Träget so kurz, gebiert so schnell als ich?«
»Das,« grunzt das Schwein,
»Kann sein;
Allein
Dein' Hündlein
Sind
Blind.«
 
Herr Autor, wie der Wind
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Geschwind,
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Auch Er gebiert zur Messe fein
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Sein' Hündlein,
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Nur immer blind.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Wer unter Allen, rühmt die Hündin sich“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
43
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wer unter Allen, rühmt die Hündin sich“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, einem deutschen Dichter, Theologen und Philosophen, der im Zeitalter der Aufklärung von 1744 bis 1803 lebte. Herder war eine der Schlüsselfiguren der Weimarer Klassik und der Sturm-und-Drang-Bewegung.

Beim ersten Lesen entsteht ein humorvoller Eindruck, den das lyrische Ich durch die Nutzung der metaphorischen Reden zwischen den Tieren und dem Autor erzeugt. Es scheint sich um eine spielerische und gutmütige Kritik an der literarischen Gemeinschaft zu handeln.

Inhaltlich lässt sich das Gedicht in zwei Hauptteile unterscheiden. Der erste Teil stellt eine Konversation zwischen einer Hundin und einem Schwein dar, wobei die Hundin ihre Fähigkeit zur schnellen Geburt rühmt. Das Schwein allerdings setzt diese Selbstwürdigung in Perspektive, indem es auf die Unauffälligkeit der Hündchen hinweist - sie sind bei der Geburt blind. Der zweite Teil nutzt dieses Tiergespräch als Metapher und wendet es auf den Autor (oder allgemein auf Autoren) an. Die Schnelligkeit, mit der Autoren „gebären“ (vermutlich Gedichte oder Werke), kann zwar beeindruckend sein, doch das Schwein, hier allegorisch für eine kritische Stimme, betont, dass diese Werke oftmals „blind“ sind, was auf eine fehlende Tiefe oder Qualität hinweisen könnte.

In Bezug auf die Form, besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit insgesamt dreizehn Versen. Es folgt kein festes Reimschema, die Verse sind relativ kurz gehalten, unterbrochen von freien Versen, was einen fließenden Rhythmus und eine leichtfüßige Atmosphäre schafft. In der Sprache verwendet Herder eine einfache, klare Sprache und belebte Metaphern. Die Konversation zwischen den Tieren und dem Übergang zur metaphorischen Ebene mit dem Autor zeigt seine Fähigkeit, soziale und literarische Kritik mit Humor zu verbinden. Es wird eine Parallele zwischen der Tier- und Menschenwelt gezogen, um kommentierend auf literarische Produktion und ihre mögliche Wertung hinzuweisen. Damit gibt Herder vielleicht auch einen reinen Einblick in die Arbeitsweise eines Dichters bzw. Autors.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wer unter Allen, rühmt die Hündin sich“ ist Johann Gottfried Herder. Herder wurde im Jahr 1744 in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Zwischen den Jahren 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Literaturepoche, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Zwei sich deutlich unterscheidende Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und endete mit dem Tod von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1832. Literarisches Zentrum und Ausgangspunkt der Weimarer Klassik (kurz auch oftmals einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Die Dichter der Weimarer Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit zu erreichen. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik charakteristisch. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Goethe, Schiller, Wieland und Herder können als die Hauptvertreter der Klassik genannt werden. Aber nur Goethe und Schiller inspirierten und motivierten einander durch intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das 43 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Johann Gottfried Herder sind „Das Flüchtigste“, „Das Gesetz der Welten im Menschen“ und „Das Glück“. Zum Autor des Gedichtes „Wer unter Allen, rühmt die Hündin sich“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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