Aus Lessings Fabeln von Johann Gottfried Herder

Ein reicher Greis trug Tages Hitz' und Last
Und tröstet' sich mit Salomo's Ameise.
»Durch sie ward ich so weise.
Dank Dir, daß Du's gesprochen hast!«
Der es gesprochen, Salomo,
Stand vor ihm. »So?
Durch mich bist Du so weise?
Geh noch einmal zu Salomo's Ameise
Und iß, was Du erworben hast
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In Tages Hitz' und Last!«
 
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Eroberer und Dichter
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Und Weis' und Sittenrichter,
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Wem lehret, dichtet und erobert Ihr?
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Nicht Euch, nur Ihr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Aus Lessings Fabeln“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1744 - 1803
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aus Lessing's Fabeln“ stammt von dem deutschen Dichter Johann Gottfried Herder, der während der Sturm-und-Drang-Phase in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelebt hat.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht ausgesprochen lehrhaft und mahnend. Es greift die Fabel von Lessing auf, in der Salomo der Weisegreis den Reichtum und die Weisheit durch die Ameise als Symbol der unterbewussten, fleißigen Arbeit versteht.

Was den Inhalt betrifft, scheint das lyrische Ich im ersten Stadium des Gedichts von einer reichen älteren Person zu sprechen, die sich mit „Salomo's Ameise“ tröstet und behauptet, dass sie durch diese Weisheit erlangt hat. Salomo, als Figur der Weisheit, kritisiert jedoch die falsche Interpretation des Greises und fordert ihn auf, noch einmal zu der Ameise zu gehen, um von ihrem tatsächlichen Verhalten zu lernen und das zu genießen, was er im Laufe des Tages mit harter Arbeit erworben hat.

In der zweiten Strophe wendet sich das lyrische Ich an Eroberer, Dichter, Weisen und Sittenrichter mit einer weiteren Frage, was sie lehren, dichten und erobern. Die Antwort ist, dass sie es nicht für sich selbst tun, sondern für andere.

Das Gedicht verwendet eine einfache, direkte Sprache ohne überflüssige Verzierungen und beschränkt sich auf klare, unverblümte Aussagen. Die Form des Gedichts besteht aus zwei Strophen mit zehn beziehungsweise vier Versen ohne feste Reimstruktur. Dies unterstreicht die ernsthafte, lehrhafte Botschaft des Gedichts und seine Intention, ein Verständnis von Weisheit und Arbeitsethik zu vermitteln.

Die Aussage des Gedichts könnte also eine Warnung vor Selbstzufriedenheit und der Notwendigkeit von kontinuierlichem Lernen und tieferem Verständnis sein. Herder scheint zu sagen, dass es nicht ausreicht, bloß von der Oberfläche der Dinge zu kratzen oder aus der Ferne zu lernen. Stattdessen sollen wir uns aktiv damit auseinandersetzen und entsprechend handeln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Aus Lessings Fabeln“ ist Johann Gottfried Herder. 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Zeitraum zwischen 1760 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Herder handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren sie unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Johann Wolfgang von Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bekanntesten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Epoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Der Begriff Humanität ist prägend für die Zeit der Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Harmonie, Selbstbestimmung, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die populärsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Weitere bekannte Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Goethe und Schiller.

Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Johann Gottfried Herder ist auch der Autor für Gedichte wie „Apollo“, „Bilder und Träume“ und „Das Flüchtigste“. Zum Autor des Gedichtes „Aus Lessings Fabeln“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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