Der Herzenswechsel von Johann Gottfried Herder

Du giebst mir also nicht dein Herz?
So gieb das Meine mir.
Denn, Liebe, hab’ ich Deines nicht
Was soll das Meine Dir?
 
Gieb es mir wieder. Doch, laß seyn!
Bekäm’ ichs auch zurück,
Du stiehlst es mir ja tausendmal
Mit jedem neuen Blick.
 
Behalt es. Wahr’ in deiner Brust
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Fortan der Herzen zwei;
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Wohl hauchet Eins das Andre an
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Mit Lieb und zarter Treu.
 
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Und weg denn, Zweifel! weg, o Schmerz!
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Ihr findet keine Statt;
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Ich glaub’ es fest, ich hab’ ihr Herz,
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Weil sie das Meine hat.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Der Herzenswechsel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht namens „Der Herzenswechsel“ wurde von Johann Gottfried Herder verfasst, der von 1744 bis 1803 lebte. Er war ein bedeutender Vertreter der Sturm und Drang Zeit und später der Weimarer Klassik, was das Gedicht zeitlich in die Zeitspanne vom späten 18. bis frühen 19. Jahrhundert einordnet.

Auf den ersten Eindruck handelt das Gedicht von frustrierter, aber letztendlich hoffnungsvoller Liebe. Im Zentrum steht ein lyrisches Ich, das mit einer abweisenden geliebten Person spricht.

Im Inhalt geht es um das einfühlsame und hoffnungsvolle Plädoyer des lyrischen Ichs an die geliebte Person. In der ersten Strophe stellt das lyrische Ich fest, dass die Geliebte ihm ihr Herz nicht gibt und fragt, was sein Herz dann noch für sie bedeuten könnte. In der zweiten Strophe äußert das lyrische Ich den Wunsch, sein Herz zurückzubekommen, erkennt aber, dass die Geliebte es mit jedem Blick aufs Neue stiehlt. Es wird ein Bild der ständigen emotionalen Bindung und des emotionalen Austauschs zwischen ihnen gezeichnet. In der dritten und vierten Strophe entscheidet sich das lyrische Ich, seine Zweifel und Schmerzen beiseite zu legen. Es lässt die Geliebte sein Herz behalten in der Hoffnung, dass sie in der Lage sein wird, ihrer beider Herzen mit Liebe und Treue zu hüten.

Die Form des Gedichtes ist klassisch. Es besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, was einen gut strukturierten und geordneten Eindruck vermittelt. Die sprachliche Gestaltung ist einfach und direkt, was die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs für die Geliebte unterstreicht.

Zusammenfassend handelt „Der Herzenswechsel“ von den Schwierigkeiten und Hoffnungen in der Liebe. Das lyrische Ich drückt trotz der abweisenden Haltung seiner Geliebten den Glauben an die Möglichkeit echter gegenseitiger Liebe und Zuneigung aus. Die klare, einfache Sprache und die strukturierte Form verleihen den emotionalen Konflikten des Gedichts Kraft und Ausdruck.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Herzenswechsel“ ist Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1796 entstanden. Erschienen ist der Text in Neustrelitz. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der Literatur, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Goethes Italienreise im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Literaturepoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit zu forcieren. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik kennzeichnend. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 89 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Amor und Psyche“, „An Auroren“ und „An den Schlaf“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Herzenswechsel“ weitere 413 Gedichte vor.

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