Der Feind von Charles Baudelaire

1	Die ganze kindheit war mir ein gewitter
2	Nur hie und da von lichtem strahl durchstreift.
3	Der sturm der regen schadeten so bitter
4	Dass wenig frucht in meinem garten reift.
5	Nun ist der herbst der jahre angekommen ·
6	Ich muss zur schaufel greifen und zum karst ·
7	Die erde wieder sammeln die verschwommen
8	Wo mancher riss von grabestiefe barst.
9	Doch ob ihr neuen blumen die ich träume
10	In diese ausgespülten flächenräume
11	Die nahrung findet deren ihr bedürft?
12	O schmerz o schmerz! die zeit am leben zehret –
13	Der düstre feind der uns am herzen schlürft
14	Und sich mit unsrem blute stärkt und mehret.

Details zum Gedicht „Der Feind“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Feind“ stammt von Charles Baudelaire, einem französischen Dichter des 19. Jahrhunderts. Baudelaire ist eine zentrale Figur des Symbolismus und wird oft mit dem Aufstieg der modernen Lyrik in Verbindung gebracht. Dieses Gedicht scheint also aus dem späten 19. Jahrhundert zu stammen.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht düster und schwermütig. Es scheint von Verlust, der Vergänglichkeit der Zeit und dem Blick auf das vergangene Leben erfüllt zu sein.

Im Inhalt des Gedichtes schildert das lyrische Ich seine Kindheit als eine Periode von Sturm und Gewitter, nur gelegentlich von Licht durchbrochen. Dies könnte bedeuten, dass seine Kindheitserinnerungen hauptsächlich durch Schwierigkeiten und Schmerzen geprägt sind. In der zweiten Strophe spricht das lyrische Ich von der Herbstzeit des Lebens, was wahrscheinlich bedeutet, dass es sich in einem späteren Stadium seines Lebens befindet. Es sieht sich mit der Aufgabe konfrontiert, sein Leben wieder aufzubauen und sich auf den Tod vorzubereiten. In den letzten beiden Strophen stellt das lyrische Ich Fragen darüber, ob es noch Platz für Träume und Hoffnungen gibt, und macht schließlich die Zeit zu seinem Feind, die sein Leben aufzehrt.

Die Form und die Sprache des Gedichts sind prägnant und kraftvoll. Das Gedicht besteht aus vier Strophen, die allerdings nicht einheitlich in der Versanzahl sind. Die ersten beiden Strophen haben jeweils vier Verse, die letzten beiden jeweils drei. Die Syntax ist relativ einfach gehalten, aber die Wortwahl ist stark und bildlich, mit vielen natur- und zeitbezogenen Metaphern. Auch fällt der Einsatz von Interjektionen auf, welche die emotional geladene Stimmung des Gedichts unterstreichen.

Insgesamt handelt es sich bei „Der Feind“ um ein tiefsinniges Gedicht, das sich mit dem Vergehen der Zeit, dem Schmerz und der Melancholie beschäftigt und somit auch typische Themen der Lyrik Baudelaires aufgreift.

Weitere Informationen

Charles Baudelaire ist der Autor des Gedichtes „Der Feind“. Im Jahr 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 99 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Darstellung“, „Das Faß des Hasses“ und „Das Gebet eines Heiden“. Zum Autor des Gedichtes „Der Feind“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Charles Baudelaire

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Charles Baudelaire und seinem Gedicht „Der Feind“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

• Baudelaire, Charles - Einladung zur Reise (Gedichtinterpretation)
• Baudelaire, Charles - Einladung zur Reise (Gedichtanalyse)

Weitere Gedichte des Autors Charles Baudelaire (Infos zum Autor)

• Abendeinklang
• An Theodor von Banville
• Anheimfall
• Anziehender Schauder
• Aufschrift auf ein verpöntes Buch
• Aufschwung
• Begräbnis
• Bertas Augen
• Besessenheit
• Darstellung

Zum Autor Charles Baudelaire sind auf abi-pur.de 101 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.