Das Gras von Paul Haller

Im grauen Regensommer stand ein Tal
Voll reifen Grases, das kein Mäder schnitt.
Der Tod, indes es hing in Lebensqual,
Dem Feld vorbei zu jungen Menschen schritt.
 
Die Wolken zogen müd den schlichten Gang,
Gedrängt, geschoben, ohne Wanderziel.
Doch einmal jeden Tags sekundenlang,
Durch ihren Riß ein Sonnenbündel fiel.
 
Dann rauscht’ und schrie’s im dürren Halmenwald:
10 
„Erlösung naht! – Nun, Mörder, morde mich!“
11 
Der Himmel hörte nicht das Flehn so bald,
12 
Als Wetterschauer strafend niederstrich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Das Gras“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Gras“ wurde von dem Schweizer Autor Paul Haller verfasst, der von 1882 bis 1920 gelebt hat. Dies legt nahe, dass das Gedicht um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstand, eine Zeit, die durch den Beginn der Industrialisierung und sozialer Umbrüche gekennzeichnet war.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist melancholisch und düster. Die Natur wird als Lebewesen dargestellt, das zu leben und gleichzeitig zu sterben scheint.

Im ersten Teil des Gedichts geht es um ein Tal, in dem Gras wächst, das nicht geerntet wurde. Der Tod wird personifiziert und scheint das Feld zu übergehen und stattdessen junge Menschen aufzusuchen. In der zweiten Strophe beschreibt der Autor träges, zielloses Wolkenziehen, das jedoch einmal am Tag von einem Sonnenstrahl durchbrochen wird. In der dritten und letzten Strophe scheint das Gras verzweifelt auf seine Erlösung, vermutlich durch den Tod, zu warten, die aber nicht eintritt.

Inhaltlich drückt das Gedicht die Vergänglichkeit und Unvermeidlichkeit des Todes aus. Es könnte interpretiert werden, dass das lyrische Ich die Unfairness und der Zufälligkeiten des Lebens und des Todes thematisiert und kritisiert, vielleicht auch als Metapher für soziale Ungleichheit.

Die Sprache und Form des Gedichts sind charakteristisch für die Lyrik des frühen 20. Jahrhunderts. Es besteht aus drei Vierzeilern, die jeweils denselben Reimschema folgen (abab). Das Gedicht ist hoch poetisch und verwendet viele Metaphern und Personifikationen („Der Tod, indes es hing in Lebensqual, Dem Feld vorbei zu jungen Menschen schritt“), was zur dramatischen und emotionalen Wirkung beiträgt.

Schließlich lässt sich sagen, dass Paul Haller in „Das Gras“ eine düstere und melancholische Stimmung erzeugt, die sowohl die Vergänglichkeit des Lebens als auch die Ungerechtigkeit des Todes sinnbildlich thematisiert.

Weitere Informationen

Paul Haller ist der Autor des Gedichtes „Das Gras“. Im Jahr 1882 wurde Haller in Rein bei Brugg geboren. Zwischen den Jahren 1898 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Aarau. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Naturalismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 75 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die strahlende Sonne“, „An eine Sängerin“ und „Augen“. Zum Autor des Gedichtes „Das Gras“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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