An die Mutter von Paul Haller

Mütterlein, denkst du daran,
Wie in den Tagen, die hinter uns liegen,
In all den Jahren, die hinter uns liegen,
Du so gerne lächelnd gescherzt?
 
Hinter uns liegt eine Zeit. –
Willst dem Guten die Ruh mißgönnen,
Die Ruh vergönnen, die lind ihn umfangen,
Als ihn der Bote vom Leben rief?
 
Wenn ich im Schweigen der Nacht
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Fern über Bergen dich weinen höre,
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Dich weinen höre in ängstlicher Kammer,
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Bohrt mir ein Feuer die Seele durch.
 
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Vor uns liegt eine Zeit.
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Willst du in all den Tagen, die kommen,
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Mütterlein! in den Jahren, die kommen,
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Uns nicht wieder dein Lächeln zeigen?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „An die Mutter“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Mutter“ wurde von Paul Haller geschrieben, der von 1882 bis 1920 lebte. Dadurch ist es in das späte 19. bis frühe 20. Jahrhundert einzuordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts fallen die emotionsgeladenen Worte auf und die tiefe Verbundenheit zwischen dem lyrischen Ich und seiner Mutter. Der Wechsel zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft weckt den Eindruck, dass das lyrische Ich nach einer Weise sucht, um mit einem schweren Verlust oder einer Veränderung umzugehen.

Inhaltlich blickt das lyrische Ich zunächst auf frühere Zeiten zurück, in denen die Mutter oft lächelnd gescherzt hat. Es lässt darauf schließen, dass diese Zeiten freudvoll und glücklich waren. In der zweiten Strophe thematisiert es den Tod eines geliebten Menschen, möglicherweise den des Vaters, dessen Ruhe nach dem Tode von der Mutter nicht missgönnt wird. In der dritten Strophe zeigt es die Trauer der Mutter, die es auch aus der Ferne wahrnimmt und die ihm Schmerz bereitet. In der vierten und letzten Strophe richtet es sich wieder direkt an die Mutter und bittet sie, in der zukünftigen Zeit wieder ihr Lächeln zu zeigen, es wünscht sich also eine Rückkehr zu den Zeiten der Freude.

Formell besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je vier Versen. Die verwendete Sprache ist recht einfach und direkt, was die emotionale Wirkung des Gedichts erhöht. Haller nutzt Wiederholungen bestimmter Ausdrücke oder Phrasen („die hinter uns liegen“, „die Jahre, die kommen“), was insgesamt zu einer rhythmisierenden Wirkung beiträgt. Auffallend ist der Kontrast zwischen Vergangenheit und Zukunft, den Haller in seinem Gedicht zieht, und die zentrale Rolle, die das lyrische Ich seiner Mutter dabei zuschreibt: Sie ist diejenige, die die Fähigkeit hat, den Schmerz der Vergangenheit zu überwinden und die Zukunft wieder freudvoll zu gestalten. Sie ist auch die Person, deren Emotionen das lyrische Ich tief berühren und beeinflussen.

Insgesamt ist „An die Mutter“ ein intensives Gedicht über Trauer, Erinnerung und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, das durch die schlichte Sprache und die klare Struktur noch an Ausdruckskraft gewinnt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An die Mutter“ ist Paul Haller. Geboren wurde Haller im Jahr 1882 in Rein bei Brugg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1898 bis 1920 entstanden. Der Erscheinungsort ist Aarau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 100 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Paul Haller sind „1. August 1914“, „Abend“ und „Abseits (Haller)“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An die Mutter“ weitere 65 Gedichte vor.

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