An die strahlende Sonne von Paul Haller
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Laß mich dir danken, du strahlende Sonne, |
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Für deines Lichtes unfaßliches Wohltun, |
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Du schaffende Seele der steinernen Welt! |
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Nimm deiner Kinder beschränktes Opfer, |
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Nimm Stammeln für Lieder, nimm Lieder für Taten, |
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Und Frohsinn des Lebens für männlichen Dank. |
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Und laß mich erkennen das Bild deiner Güte |
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Im Auge der Frauen. Sie trösten und lächeln |
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Und strahlen wie du in die Nächte des Jammers, |
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Sie öffnen die Blüte der keimenden Taten, |
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Sie leiten in jubelnde Gassen der Freude |
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Und legen die kühlen, zärtlichen Hände |
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Auf glühende Häupter. |
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Und laß mich dir danken, wenn einmal aus blauem, |
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Verschleiertem Antlitz dein Strahl mich berührte, |
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Sich einmal das Wunder der Wahrheit bequemte: |
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Die Sonne verschlossen im Ring eines Auges |
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Und zwischen zwei schattende Wimpern gebannt. |
Details zum Gedicht „An die strahlende Sonne“
Paul Haller
4
18
121
nach 1898
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An die strahlende Sonne“ wurde von dem deutschsprachigen Dichter Paul Haller verfasst, der von 1882 bis 1920 lebte. Dieser Zeitraum fällt also in die Epoche des Realismus und der beginnenden Moderne.
Der ersten Eindruck des Gedichts ist geprägt von der Verehrung der Sonne als Quelle des Lichts und Lebens und ihrer Wahrnehmung als eine schöpferische Seele der Welt.
Das lyrische Ich wendet sich in einer Art Gebet oder Dankesrede an die Sonne. Der Inhalt des Gedichts ist eine Anerkennung und Würdigung der Sonne als Lebensspenderin und Symbol der Wahrheit. Das lyrische Ich bringt seine Bewunderung für die Sonne zum Ausdruck und formuliert das Bedürfnis, der Sonne für ihre unaussprechlichen Wohltaten zu danken. Außerdem wird die Sonne mit Frauen assoziiert, die trösten, leiten und wärme spenden. Sie öffnen „die Blüte der keimenden Taten“ und führen in strahlende Freudenpfade. Sie sind also ebenfalls Lebensspender und Bringer von Freude. Der Dichter dankt der Sonne ferner dafür, dass sie ihm gelegentlich ihr wahres Selbst offenbart.
Die Nutzung der Form und Sprache in diesem Gedicht ist besonders bemerkenswert. Es besteht aus vier Strophen, die jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Versen (3, 3, 7, 5) aufweisen. Diese Ungleichheit in der Verszahl könnte das unausgewogene Verhältnis zwischen Mensch und Natur symbolisieren. Die Sprache des Gedichts ist geprägt von symbolhaften und metaphorischen Ausdrücken, die der Sonne und den Frauen eine mystische, fast heilige Eigenschaft verleihen. Stammelnde Dankesworte werden als „beschränktes Opfer“ bezeichnet, was die Ehrfurcht und Demut des lyrischen Ichs vor der überwältigenden Macht der Sonne verdeutlicht. Darüber hinaus wird die Beziehung zwischen Sonne und Frauen dargestellt, indem letztere als Spiegelbild der erstgenannten charakterisiert werden. Insgesamt legt das Gedicht Zeugnis von der Bewunderung des Dichters für die natürliche Welt ab und stellt sie als eine Quelle der Wahrheit und der Lebensfreude dar.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An die strahlende Sonne“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Haller. Der Autor Paul Haller wurde 1882 in Rein bei Brugg geboren. Zwischen den Jahren 1898 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Aarau ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Naturalismus zuordnen. Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 121 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die blasse Sonne I“, „An die blasse Sonne II“ und „An eine Sängerin“. Zum Autor des Gedichtes „An die strahlende Sonne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.
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