Die Lämmerwolke von Christian Morgenstern

Es blökt eine Lämmerwolke
am blauen Firmament,
sie blökt nach ihrem Volke,
das sich von ihr getrennt.
 
Zu Bomst das Luftschiff »Gunther«
vernimmt's und fährt empor
und bringt die Gute herunter,
die, ach, so viel verlor.
 
Bei Bomst wohl auf der Weide,
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da schwebt sie nun voll Dank,
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drei Jungfraun in weißem Kleide,
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die bringen ihr Speis und Trank.
 
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Doch als der Morgen gekommen,
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der nächste Morgen bei Bomst,
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da war sie nach Schrimm verschwommen,
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wohin du von Bomst aus kommst...
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Die Lämmerwolke“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1871 - 1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichts „Die Lämmerwolke“. Da Morgenstern zwischen 1871 und 1914 lebte, lassen die sprachlichen Merkmale und der Stil des Gedichts auf eine Entstehungszeit während der literarischen Epoche des Naturalismus oder Symbolismus schließen.

Beim ersten Lesen fällt die fantasievolle Metaphorik des Gedichts auf: Eine Wolke wird als Lamm personifiziert, das blökt und sich nach seinem „Volke“ sehnt. Es ist auch die Rede von einem Luftschiff, welches dem „Lamm“ hilft, und von Jungfrauen in weißen Kleidern, die Nahrung bringen. Diese Bildsprache erzeugt einen märchenhaften, surrealen Eindruck.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine scheinbar isolierte Wolke („Lämmerwolke“), die sich von ihrer „Herde“ bzw. Wolkenformation getrennt hat. Diese Wolke wird von einem Luftschiff namens „Gunther“ „reskatiert“ und auf eine Weide gebracht. Dort wird sie von drei Jungfrauen versorgt. Im letzten Vers verschwindet die Wolke jedoch wieder und zieht weiter nach „Schrimm“. Das lyrische Ich dramatisiert damit metaphorisch den naturgegebenen Lebenszyklus einer Wolke: Entstehung, Bewegung, Veränderung und letztendlich Auflösung.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen zu jeweils vier Versen. Es hat ein regelmäßiges Reimschema (Kreuzreim: abab). Die Sprache des Gedichts ist ebenso durch eine Mischung aus konkreten und abstrakten Elementen geprägt. Deutlich wird dies zum Beispiel in der Personifikation der Wolke als Lamm, was ein gängiges Stilmittel in der symbolistischen Lyrik ist.

In seiner Gesamtheit kann das Gedicht als ein Ausdruck der Vergänglichkeit interpretiert werden - veranschaulicht durch die Metapher der sich wandelnden und letztlich vergehenden Wolke. Zugleich bringt es aber auch einen Aspekt der Fürsorge zum Ausdruck, wenn etwa die „Jungfraun“ der Wolke Speis und Trank bringen. Es greift somit komplexe Themen wie etwa Zugehörigkeit, Isolation und Vergänglichkeit auf und verbindet sie mit Bildern aus der Natur.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Lämmerwolke“ des Autors Christian Morgenstern. 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1887 bis 1914 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 81 Worte. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Bim, Bam, Bum“, „Brief einer Klabauterfrau“ und „Brüder!“. Zum Autor des Gedichtes „Die Lämmerwolke“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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