Der Tod des Dichters von Rainer Maria Rilke

Er lag. Sein aufgestelltes Antlitz war
bleich und verweigernd in den steilen Kissen,
seitdem die Welt und dieses von-ihr-Wissen,
von seinen Sinnen abgerissen,
zurückfiel an das teilnahmslose Jahr.
 
Die, so ihn leben sahen, wußten nicht,
wie sehr er Eines war mit allem diesen;
denn Dieses: diese Tiefen, diese Wiesen
und diese Wasser waren sein Gesicht.
 
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O sein Gesicht war diese ganze Weite,
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die jetzt noch zu ihm will und um ihn wirbt;
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und seine Maske, die nun bang verstirbt,
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ist zart und offen wie die Innenseite
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von einer Frucht, die an der Luft verdirbt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Tod des Dichters“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1875 - 1926
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Tod des Dichters“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem bekanntem deutschsprachigen Lyriker des beginnenden 20. Jahrhunderts. Eine genauere zeitliche Einordnung ist schwer möglich, da uns kein konkreter Jahresbezug vorliegt.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass Rilke den Tod eines Dichters sehr bildhaft und emotional darstellt. Es scheint, als ob der Tod nicht nur das Ende des Dichters bedeutet, sondern auch einen Verlust an Wissen und Tiefe für die Welt.

Der Inhalt des Gedichts thematisiert das Sterben eines Dichters und die Folgen seines Todes. Im ersten Teil wird beschrieben, wie der Dichter auf seinem Sterbebett liegt und sich der Welt entzieht. Im zweiten Teil geht Rilke auf die Verbindung des Dichters zur Welt ein, die nun verloren geht. Der Dichter wird als Teil der Welt beschrieben, „Eines war mit allem diesen“ (Vers 7). Sein Tod bedeutet also auch einen Verlust für die Welt. Im letzten Teil des Gedichts wird diese intensive Verbindung zur Welt nochmal hervorgehoben: „O sein Gesicht war diese ganze Weite“ (Vers 10).

In seiner Sprache ist Rilke bildhaft und metaphorisch. Er nutzt starke Bilder, um die Verbindung des Dichters zur Welt und die Folgen seines Todes zu verdeutlichen. Beispielsweise wird die Todesmaske des Dichters mit der Innenseite einer verderbenden Frucht verglichen, was auf den Verlust der Frische und Vitalität hindeutet.

Die Form des Gedichts ist ein lyrisches Ich, das den Tod des Dichters beobachtet und reflektiert. Es handelt sich um ein freies Versmaß, was dem traurigen und tiefsinnigen Inhalt entspricht und den Leser dazu einlädt, sich auf die Worte und Bilder einzulassen, ohne vom Rhythmus abgelenkt zu werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rilke in „Der Tod des Dichters“ den Verlust, der durch den Tod eines Dichters entsteht, in emotionaler und bildhafter Sprache ausdrückt. Der Dichter wird als Teil der Welt verstanden, dessen Tod einen Verlust an Wissen und Verbindung zur Natur bedeutet. Rilkes Sprache und Form unterstreichen den ernsten und reflektierenden Charakter des Gedichts.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Tod des Dichters“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Im Zeitraum zwischen 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend in Skaane“ und „Absaloms Abfall“. Zum Autor des Gedichtes „Der Tod des Dichters“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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