Am Kirchhof zu Königsaal von Rainer Maria Rilke

Aula regis

Auf schloß das Erztor der Kustode.
Du sahst vor Blüten keine Gruft.
Der Lenz verschleierte dem Tode
das Angesicht mit Blust und Duft;
da stieg wie eine Todesode
ein Trauermantel in die Luft.
 
Wir sahn ihn beide und wir schwiegen ...
Rings feierte Mittsommerlicht,
in den Syringen summten Fliegen. –
10 
Da lag ein Schädel vor uns dicht;
11 
aus seinen leeren Augen stiegen
12 
verkümmerte Vergißmeinnicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Am Kirchhof zu Königsaal“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Kirchhof zu Königsaal“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem prominenten Dichter des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Rilke lebte von 1875 bis 1926, daher lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der Moderne einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von einer düsteren und melancholischen Stimmung geprägt. Im Mittelpunkt steht der Kirchhof zu Königsaal und die Beobachtungen und Emotionen des lyrischen Ichs an dieser Stätte. Die Gegenüberstellung von Leben und Tod bzw. blühender Natur und Verfall wird besonders hervorgehoben.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Besuch des lyrischen Ichs auf einem Kirchhof. Nach dem Schließen des Erztors nimmt das lyrische Ich zunächst hauptsächlich die lebendige, blühende Natur wahr, die den Tod maskiert („Lenz verschleierte dem Tode / das Angesicht mit Blust und Duft“). Dieses Bild wird durch den Aufstieg eines Trauermantels kontrastiert, was an einen Totenschleier oder auch an eine Todesvision denken lässt. In der zweiten Strophe erweckt die Detailzeichnung eines Schädels mit leeren Augenhöhlen und verwelkten Vergissmeinnicht ein intensives Bild des Todes und Vergänglichkeit.

Die zugrunde liegende Botschaft, scheint eine Reflexion über das Leben und Tod zu sein. Das lyrische Ich wirkt von dem kontrastierte Bild von Leben (Blüten, Lenz) und Tod (Gruft, Schädel) beeindruckt und emotional bewegt. Die in Vers 7 angesprochene Stille könnte auf ein Erschrecken und einen damit verbundenen Sprachverlust verweisen.

Formal ist das Gedicht in zwei Strophen zu je sechs Versen unterteilt. Es reimen sich jeweils der erste und der dritte sowie der zweite und der vierte und der fünfte und sechste Vers, also ein umarmender Reim. Die Sprache Rilkes ist bildreich und metaphorisch. So stehen „Blust und Duft“ für blühendes Leben, der „Trauermantel“ für Tod und Trauer. Die „verkümmerten Vergißmeinnicht“ aus dem Schädel symbolisieren das Vergessen und die Vergänglichkeit des Lebens.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rilke in „Am Kirchhof zu Königsaal“ auf poetische Weise die Kontraste zwischen Leben und Tod und zwischen Schönheit und Vergänglichkeit darstellt. Mit seiner detailreichen und metaphorischen Sprache erweckt er starke Bilder und Emotionen, die den Leser dazu anregen, über diese universellen Themen nachzudenken.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Am Kirchhof zu Königsaal“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Zwischen den Jahren 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 62 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Kirchhof zu Königsaal“ weitere 338 Gedichte vor.

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