Abend von Rainer Maria Rilke

Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt:
 
und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das was Stern wird jede Nacht und steigt –
 
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
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dein Leben, bang und riesenhaft und reifend,
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so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
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abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Abend“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

In Rilkes Gedicht „Abend“ beschreibt der Autor die Veränderungen, die bei Eintritt der Nacht vor sich gehen. Der Abend wechselt seine Gewänder – wie wenn sich die Nacht verschleiert. Diese Gewänder werden durch die alten Bäume gehalten. Der Beobachter dieses Wechsels ist der Leser des Gedichts und er erkennt, dass er nicht ganz zu dem Ewigen gehört, was durch die Sterne in der Nacht symbolisiert wird, aber auch nicht ganz zu der Erde, wie das Haus, das schweigt.

Rilke vermengt so die Erde und das Himmlische, denn auch dem Leser ist es, wie er beschreibt, nicht möglich unsäglich verworrene Leben in seine Teile aufzubrechen. Sein Leben enthält gleichermaßen „bang und riesenhaft“ Einflüsse, wird von Steine und Gestirne abgewechselt, unter dem Einfluss des Abends und der Nacht. Die begrenzte Erfahrung der Erde und die scheinbar unbegrenzte Sehnsucht nach Ewigkeit verschmelzen miteinander.

Diesem Gedankengang entsprechend sind die Zeilen des Gedichts abwechselnd sehr kurz und knapp oder sehr ausführlich und poetisch. Das Wechselspiel von Tag und Nacht, Leben und Tod, Erde und Himmel ist nur durch kurze Sätze treffend beschreibbar. Der Leser kann also einen Eindruck davon bekommen, wie es dem Autor erging. Und vielleicht auch eine Leitlinie für sein eigenes Leben finden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Abend“ ist Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. 1906 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 88 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abend“ weitere 338 Gedichte vor.

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