Als ich die Universität bezog von Rainer Maria Rilke

Ich seh zurück, wie Jahr um Jahr
so müheschwer vorüberrollte;
nun endlich bin ich, was ich wollte
und was ich strebte: ein Skolar.
 
Erst ›Recht‹ studieren war mein Plan;
doch meine leichte Laune schreckten
die strengen, staubigen Pandekten,
und also ward der Plan zum Wahn.
 
Theologie verbot mein Lieb,
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konnt mich auf Medizin nicht werfen,
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so daß für meine schwachen Nerven
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nichts als – Philosophieren blieb.
 
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Die Alma mater reicht mir dar
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der freien Künste Prachtregister, –
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und bring ichs nie auch zum Magister,
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bin was ich strebte: ein Skolar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Als ich die Universität bezog“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Als ich die Universität bezog“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem österreichisch-deutschen Dichter aus dem ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert. Das Gedicht entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und kann in Rilkes frühe Schaffensphase eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick hinterlässt das Gedicht einen eher beschwingten, nostalgischen Eindruck, gemischt mit einer Prise Humor und Selbstironie. Bei genauerer Betrachtung zeigt es die persönliche Entwicklung des lyrischen Ichs sowie dessen Wandlung im Universitätskontext.

Inhaltlich geht es im Gedicht um einen jungen Mann, der sich an seiner Universitätszeit erinnert und die Mühen und Freuden dieser Zeit reflektiert. Der Sprecher gibt zu, dass er zunächst diverse Studiengänge in Betracht gezogen hat - Recht, Theologie, Medizin –, sich letztlich aber für die Philosophie entschieden hat. Diese Entscheidung resultiert eher aus einer Abneigung gegen die strikten Normen der anderen Fachbereiche und nicht aus einer besonderen Leidenschaft für die Philosophie.

Die Rückblicke des lyrischen Ichs und seine Betonung darauf, dass er nun ist, was er erreichen wollte - ein „Skolar“ - zeigt, dass die universitäre Bildung für ihn mehr als der reine Wissenserwerb bedeutet. Es deutet darauf hin, dass es ihm eher um die Erwerbung eines Gelehrtenstatus und um das Gewinnen von Wissen um des Wissens willen geht.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, folgt also einem strengen metrischen Schema, welches ein häufig verwendetes Stilmittel der klassischen Lyrik ist. Auch Sprachlich orientiert sich das Gedicht an klassischen Formen der Dichtung mit einem gehobenen, feierlichen Sprachton, was den Anspruch des lyrischen Ichs unterstreicht, als Gelehrter wahrgenommen zu werden. Die Sprache ist zugleich aber auch spielerisch und humorvoll, was einen Kontrast zur feierlichen Diktion bildet und die Ambivalenz des lyrischen Ichs zwischen ernsthafter Gelehrsamkeit und jugendlichem Übermut hervorhebt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Als ich die Universität bezog“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 88 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“. Zum Autor des Gedichtes „Als ich die Universität bezog“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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