Das Kapitäl von Rainer Maria Rilke
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Wie sich aus eines Traumes Ausgeburten |
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aufsteigend aus verwirrendem Gequäl |
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der nächste Tag erhebt: so gehn die Gurten |
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der Wölbung aus dem wirren Kapitäl |
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und lassen drin, gedrängt und rätselhaft |
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verschlungen, flügelschlagende Geschöpfe: |
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ihr Zögern und das Plötzliche der Köpfe |
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und jene starken Blätter, deren. Saft |
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wie Jähzorn steigt, sich schließlich überschlagend |
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in einer schnellen Geste, die sich ballt |
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und sich heraushält -: alles aufwärtsjagend, |
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was immer wieder mit dem Dunkel kalt |
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herunterfällt, wie Regen Sorge tragend |
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für dieses alten Wachstums Unterhalt. |
Details zum Gedicht „Das Kapitäl“
Rainer Maria Rilke
4
14
82
1875 - 1926
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Das Kapitäl“ stammt vom deutschen Lyriker Rainer Maria Rilke, der zwischen 1875 und 1926 lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung des Gedichts ist nicht einfach, da Rilke seine Werke über mehrere Jahrzehnte hinweg veröffentlichte. Allerdings weist seine anspruchsvolle und komplexe lyrische Sprache auf die spätere Phase seines Schaffens hin, wobei das Gedicht ein Beispiel für seine reife Reflexion über Struktur und Symbolcharakter der Poesie ist.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht durch seine metaphorische und symbolische Sprache rätselhaft. Im Kern beschreibt das lyrische Ich das Entstehen eines neuen Tages aus einem Traum und vergleicht dieses Aufsteigen mit der Wölbung, die aus dem wirren Kapitäl, d.h. dem oberen Abschluss einer Säule in der Architektur, aufsteigt. Wir können das Gedicht als Metapher für den künstlerischen Schaffensprozess interpretieren, in dem das lyrische Ich eine schöpferische und transformative Energie sieht, die in der Natur und in der menschlichen Psyche verwurzelt ist.
Die Form des Gedichts besteht aus vier Strophen, wobei die ersten beiden Strophen jeweils vier Verse und die letzten beiden Strophen jeweils drei Verse enthalten. Die regelmäßige Struktur spiegelt das beständige und stetige Aufsteigen des Tages wider, während die Abweichung der letzten beiden Strophen das plötzliche und unerwartete Element des künstlerischen Schaffensprozesses unterstreichen könnte.
Rilke nutzt eine dichte und ausdrucksstarke Sprache mit vielen Metaphern und bildlichen Ausdrücken, die die Kreativität und Energie des künstlerischen Prozesses vermitteln und auch seine Tiefe und Rätselhaftigkeit betonen. Er verbindet konkrete und abstrakte Elemente, natürliche und kulturelle Symbole, wie z.B. das Kapitäl als Zeichen der Architektur und der Blätter Saft als Metapher für die Vitalität und Wachstumskraft der Natur. Dabei schafft Rilke eine charakteristische Atmosphäre von Mysterium und Verwandlung, die das lyrische Ich in der Natur und im künstlerischen Schaffensprozess sieht.
Insbesondere die letzte Zeile verweist auf die Dialektik von Aufstieg und Fall, Wachstum und Zerstörung, Schöpfung und Erhaltung, die das unaufhörliche Werden und Vergehen des Lebens und der Kunst symbolisiert. Dies ist ein typisches Merkmal von Rilkes poetischem Denken und Ausdrucksweise und charakterisiert das unermüdliche Ringen und die beständige Suche des Dichters nach einer tieferen und umfassenderen Erkenntnis der Welt und des menschlichen Daseins.
Weitere Informationen
Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Das Kapitäl“. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. In der Zeit von 1891 bis 1926 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 82 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Absaloms Abfall“, „Adam“ und „Advent“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Kapitäl“ weitere 338 Gedichte vor.
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