Der Dichter von Rainer Maria Rilke

Du entfernst dich von mir, du Stunde.
Wunden schlägt mir dein Flügelschlag.
Allein: was soll ich mit meinem Munde?
mit meiner Nacht? mit meinem Tag?
 
Ich habe keine Geliebte, kein Haus,
keine Stelle auf der ich lebe
Alle Dinge, an die ich mich gebe,
werden reich und geben mich aus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Dichter“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
50
Entstehungsjahr
1875 - 1926
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Der Dichter“ wurde von dem österreichischen Lyriker Rainer Maria Rilke geschrieben, der von 1875 bis 1926 lebte. Demzufolge lässt sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der literarischen Moderne einordnen, die durch tiefgreifende gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt war.

Betrachtet man das Gedicht auf den ersten Blick, so bemerkt man eine melancholische Grundstimmung, die das lyrische Ich in einer poetischen Sprache offenbart.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die erste Strophe thematisiert eine Trennung, die dem lyrischen Ich Schmerz zufügt (Vers 1 und 2). Darauf stellt das lyrische Ich eine Reihe von Fragen: Was soll es mit seiner Sprache, seiner Nacht und seinem Tag anfangen (Vers 3 und 4)? Damit erfasst Rilke die existentielle Unsicherheit des Dichters, der sich zwischen Sprache und Schweigen, Tag und Nacht, Aktivität und Passivität befindet. Die zweite Strophe betont die Einsamkeit und heimatlose Situation des lyrischen Ichs (Vers 5 und 6). Die letzten beiden Verse wiederum beschreiben eine paradoxe Erfahrung: Obwohl das lyrische Ich sich den Dingen hingibt, führt dies nicht zur Erfüllung, sondern es fühlt sich ausgeschöpft, leer (Vers 7 und 8).

In Bezug auf die Form des Gedichts fällt auf, dass es sich um ein achtzeiliges Gedicht mit zwei Vierzeilenstrophen handelt. Vers 1 und 2, sowie 5 und 6 sind durch Paarreim miteinander verknüpft, während der Rest des Gedichts ansonsten reimfrei ist. Dieser Wechsel zwischen Reim und reimfreien Versen unterstützt die ausgedrückte Unsicherheit des lyrischen Ichs.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von metaphorischen Bildern, wie beispielsweise der Flügelschlag im zweiten Vers, der sowohl die Zeit als auch den Schmerz symbolisiert. In Vers 3 und 4 stellt das lyrische Ich rhetorische Fragen, die seine Verwirrung und Ungewissheit zum Ausdruck bringen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rilke in „Der Dichter“ auf sehr eindringliche Weise die existenziellen Verunsicherungen und Herausforderungen eines Dichters in Zeiten des Umbruchs darstellt. Darüber hinaus reflektiert Rilke auch die Rolle der Sprache als Dichter und ihre Grenzen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Dichter“ des Autors Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1891 bis 1926 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 50 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“. Zum Autor des Gedichtes „Der Dichter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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