Selbstbildnis aus dem Jahre 1906 von Rainer Maria Rilke
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Des alten lange adligen Geschlechtes |
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Feststehendes im Augenbogenbau. |
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Im Blicke noch der Kindheit Angst und Blau |
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und Demut da und dort, nicht eines Knechtes |
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doch eines Dienenden und einer Frau. |
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Der Mund als Mund gemacht, groß und genau, |
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nicht überredend, aber ein Gerechtes |
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Aussagendes. Die Stirne ohne Schlechtes |
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und gern im Schatten stiller Niederschau. |
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Das, als Zusammenhang, erst nur geahnt; |
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noch nie im Leiden oder im Gelingen |
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zusammgefaßt zu dauerndem Durchdringen, |
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doch so, als wäre mit zerstreuten Dingen |
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von fern ein Ernstes, Wirkliches geplant. |
Details zum Gedicht „Selbstbildnis aus dem Jahre 1906“
Rainer Maria Rilke
2
14
84
1875 - 1926
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist der berühmte Dichter Rainer Maria Rilke. Das Gedicht trägt den Titel „Selbstbildnis aus dem Jahre 1906“ und stammt somit aus dem 20. Jahrhundert, genauer aus der Epoche der Moderne. Dieser Zeitabschnitt ist geprägt durch literarische Experimente und die Auseinandersetzung mit dem Ich und der eigenen Identität, was auch in Rilkes Gedicht zum Tragen kommt.
Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es sich um eine ausgiebige Selbstreflexion und -beschreibung Rilkes handelt. Es scheint, als würde der Dichter sich selbst im Spiegel ansehen und diese Beobachtungen direkt in Worte fassen. Das lyrische Ich deutet sowohl auf einzelne körperliche Merkmale hin, wie den „Augenbogenbau“, „Mund“ oder die „Stirne“, als auch auf innere Eigenschaften oder Gefühle, wie „Angst“, „Demut“ oder „ein Gerechtes Aussagendes“.
Inhaltlich handelt das Gedicht von der Selbstbetrachtung und -reflexion des lyrischen Ichs. Es scheint, dass das lyrische Ich eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart durch seine körperlichen Merkmale und Eigenschaften zieht. Sätze wie „Des alten lange adligen Geschlechtes“ oder „Im Blicke noch der Kindheit Angst und Blau“ deuten auf eine Rückbindung an seine Wurzeln und früheren Erlebnisse hin. Im zweiten Teil des Gedichts hebt das lyrische Ich hervor, dass diese Selbstbetrachtung „erst nur geahnt“ war und sich durch Leiden und Erfolge immer weiter herauskristallisiert hat.
Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen, die neun bzw. fünf Verse umfassen. Die Versform ist frei, was typisch für die Moderne ist, da in dieser Epoche die traditionellen Formen aufgebrochen wurden. Auffällig ist die Verwendung von eher ungewöhnlichen Metaphern und bildhaften Ausdrücken, beispielsweise „Feststehendes im Augenbogenbau“ oder „Die Stirne ohne Schlechtes“. Diese bildliche und metaphernreiche Sprache ist typisch für Rilkes Dichtung und unterstreicht die Tiefe und Komplexität seiner Selbstbetrachtung.
Insgesamt bietet Rilkes „Selbstbildnis aus dem Jahre 1906“ einen intimen und tiefgründigen Einblick in seine Selbstreflexion und Identität, getragen von der äußerst bildhaften und metaphorischen Sprache, die für seine Dichtung charakteristisch ist.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Selbstbildnis aus dem Jahre 1906“ ist Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Zwischen den Jahren 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 84 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Abend“, „Abend“ und „Abend“. Zum Autor des Gedichtes „Selbstbildnis aus dem Jahre 1906“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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