Des Morgens von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Vom Taue glänzt der Rasen; beweglicher
Eilt schon die wache Quelle; die Buche neigt
Ihr schwankes Haupt und im Geblätter
Rauscht es und schimmert; und um die grauen
 
Gewölke streifen rötliche Flammen dort,
Verkündende, sie wallen geräuschlos auf;
Wie Fluten am Gestade, wogen
Höher und höher die Wandelbaren.
Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell,
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Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort!
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Denn offner fliegt, vertrauter dir mein
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Auge, du Freudiger! zu, solang du
 
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In deiner Schöne jugendlich blickst und noch
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Zu herrlich nicht, zu stolz mir geworden bist;
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Du möchtest immer eilen, könnt ich,
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Göttlicher Wandrer, mit dir! - doch lächelst
 
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Des frohen Übermütigen du, daß er
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Dir gleichen möchte; segne mir lieber dann
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Mein sterblich Tun und heitre wieder
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Gütiger! heute den stillen Pfad mir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Des Morgens“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
131
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Des Morgens“ stammt von Johann Christian Friedrich Hölderlin, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Romantik und des späteren 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

Bei einer ersten Betrachtung öffnet das Gedicht ein Bild romantischer Naturwahrnehmung. Es beginnt mit der Schilderung eines morgendlichen Naturerwachens und übermittelt dabei das Gefühl der Frische und des Neubeginns.

Im Gedicht beschreibt das lyrische Ich die Erwachung des Tages und der Natur am Morgen. Es wird ein lebendiges Bild von glänzenden Rasenflächen, einer sprudelnden Quelle, einer Buche und rauschenden Blättern gezeichnet. Der Tag beginnt gerade erst, und das lyrische Ich appelliert an ihn, nicht zu schnell vorbeizuziehen. Es wird der Wunsch geäußert, gemeinsam mit dem Tag zu reisen. Jedoch erkennt das lyrische Ich seine Sterblichkeit und bittet stattdessen um Segen und Freude. Insgesamt könnte das Gedicht ein klares Anliegen in Bezug auf den Genuss des Moments und einen Wunsch nach langlebiger Freude und Frieden vermitteln.

In formalen Aspekten folgt das Gedicht keiner strikten Reimstruktur, zeigt aber eine systematische Unterteilung in Strophen. Diese Struktur unterteilt die verschiedenen Phasen des beschriebenen Morgens und des inneren Monologs des lyrischen Ichs. In Bezug auf die Sprache verwendet Hölderlin eine gehobene, bildreiche Sprache und greift auf klassisch poetische Mittel wie Metaphern und Vergleiche zurück. Insbesondere nutzt er die sprachlichen Bilder, um die Beschreibung des morgendlichen Naturerwachens zu verwirklichen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Des Morgens“ von Hölderlin ein vielschichtiges Werk ist, das einerseits die Schönheit des morgendlichen Entwachens der Natur darstellt und andererseits tiefergehende Überlegungen über das Leben und die Sterblichkeit sowie die Wertschätzung und Freude an jedem einzelnen Tag zum Ausdruck bringt. Es ist ein bemerkenswertes Beispiel für Hölderlins poetischen Stil und seine Fähigkeit, tiefe Empfindungen und Überlegungen auf kunstvolle Weise auszudrücken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Des Morgens“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Christian Friedrich Hölderlin. Der Autor Johann Christian Friedrich Hölderlin wurde 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1786 und 1843. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 131 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin ist auch der Autor für Gedichte wie „Dem Genius der Kühnheit“, „Der Gott der Jugend“ und „Der Winkel von Hahrdt“. Zum Autor des Gedichtes „Des Morgens“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 181 Gedichte vor.

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