Der Knabe und das Immlein von Eduard Mörike

Im Weinberg auf der Höhe
Ein Häuslein steht so windebang;
Hat weder Tür noch Fenster,
Die Weile wird ihm lang.
 
Und ist der Tag so schwüle,
Sind all verstummt die Vögelein,
Summt an der Sonnenblume
Ein Immlein ganz allein.
 
Mein Lieb hat einen Garten,
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Da steht ein hübsches Immenhaus:
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Kommst du daher geflogen?
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Schickt sie dich nach mir aus?
 
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»O nein, du feiner Knabe,
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Es hieß mich niemand Boten gehn;
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Dies Kind weiß nichts von Lieben,
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Hat dich noch, kaum gesehn.
 
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Was wüßten auch die Mädchen,
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Wenn sie kaum aus der Schule sind!
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Dein herzallerliebstes Schätzchen
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Ist noch ein Mutterkind.
 
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Ich bring ihm Wachs und Honig;
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Ade! - ich hab ein ganzes Pfund;
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Wie wird das Schätzchen lachen,
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Ihm wässert schon der Mund.«
 
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Ach, wolltest du ihr sagen,
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Ich wüßte, was viel süßer ist:
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Nichts Lieblichers auf Erden
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Als wenn man herzt und küßt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25 KB)

Details zum Gedicht „Der Knabe und das Immlein“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
144
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der vorliegende Text ist das Gedicht „Der Knabe und das Immlein“ von Eduard Mörike, einem deutschen Lyriker und Erzähler des 19. Jahrhunderts. Mörike gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der Schwäbischen Schule und beeinflusste maßgeblich die literarische Welt seiner Zeit sowie die nachfolgenden Generationen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer detaillierten und bildhaften Beschreibung der Natur. Der Inhalt des Gedichts lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ein Knabe in einem Weinberg spricht ein herbeifliegendes Bienchen, das Immlein, an und vermutet, dass seine Geliebte es geschickt hat. Das Immlein antwortet jedoch, dass es niemanden als Boten geschickt hat und dass das Mädchen, in das der Knabe verliebt ist, von seiner Liebe nichts weiß und noch zu jung für solche Gefühle ist. Das Bienchen bringt Wachs und Honig zum Mädchen und verabschiedet sich. Schlussendlich wünscht der Knabe dem Bienchen, seiner Geliebten mitzuteilen, dass es auf Erden nichts Schöneres gäbe, als zu herzen und zu küssen.

Das lyrische Ich scheint uns durch seine Gefühle und Hoffnungen auf eine unerwiderte Liebe zu führen. Vielleicht versucht das lyrische Ich, zu kommunizieren, dass Liebe eine natürliche und schöne Erfahrung ist, die manchmal unerwidert bleibt, vor allem in jungen Jahren, wenn die Menschen noch unschuldig und unerfahren sind.

In Bezug auf Form und Sprache des Gedichts findet man eine klare Struktur und einen einfachen Sprachstil. Jede der sieben Strophen besteht aus vier Versen, und der gesamte Text ist in einer leicht verständlichen Sprache verfasst. Das Metrum und der Rhythmus des Gedichts sind regelmäßig und tragen zur angenehmen Lesbarkeit bei. Es sind jedoch auch poetische Elemente wie Metaphern und Personifikationen vorhanden, die die Bedeutung des Gedichts vertiefen und verfeinern.

Abschließend lässt sich sagen, dass Eduard Mörike in seinem Gedicht „Der Knabe und das Immlein“ die natürlichen, jugendlichen Gefühle der Liebe auf künstlerische Weise darstellt und dadurch die Themen Liebe, Jugend und Unschuld hervorhebt.

Weitere Informationen

Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Der Knabe und das Immlein“. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. In der Zeit von 1820 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 144 Worte. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Elfenlied“, „Er ist’s“ und „Gebet“. Zum Autor des Gedichtes „Der Knabe und das Immlein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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