Im Frühling von Eduard Mörike

Hier lieg’ ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag’ mir, all-einzige Liebe,
Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.
 
Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüthe offen,
Sehnend,
Sich dehnend
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In Lieben und Hoffen.
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Frühling, was bist du gewillt?
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Wann werd’ ich gestillt?
 
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Die Wolke seh’ ich wandeln und den Fluß,
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Es dringt der Sonne goldner Kuß
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Mir tief bis in’s Geblüt hinein;
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Die Augen, wunderbar berauschet,
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Thun, als schliefen sie ein,
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Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.
 
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Ich denke Dieß und denke Das,
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Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:
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Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
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Mein Herz, o sage,
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Was webst du für Erinnerung
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In golden grüner Zweige Dämmerung?
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– Alte unnennbare Tage!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Im Frühling“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
1828
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Frühling“ wurde von Eduard Mörike verfasst, der von 1804 bis 1875 lebte. Mörikes Schaffen kann dem Biedermeier und dem Realismus zugerechnet werden, was sich auch in diesem Gedicht widerspiegelt.

Erster Eindruck und Inhalt: Das Gedicht vermittelt einen zwiespältigen Eindruck. Zum einen spürt man die Freude und das Erwachen der Natur im Frühling, zum anderen aber auch eine Form von Unruhe und Sehnsucht des lyrischen Ichs. Das Gedicht besteht aus vier Strophen, in denen das lyrische Ich seine Gefühle und Empfindungen in der Frühlingszeit schildert. Es liegt auf einem Hügel und lässt die Wolken seine Flügel sein und sich von den Vögeln führen. Es richtet eine Frage an seine „all-einzige Liebe“ und drückt den Wunsch aus, bei ihr zu bleiben, obwohl sie, wie die Lüften, kein Haus hat. Die Sehnsucht und das Hoffen des lyrischen Ichs werden durch die Metapher der Sonnenblume verdeutlicht, die sich der Sonne entgegenstreckt. Während es die Umgebung wahrnimmt, die Wolken, den Fluss und die Sonne, fragt sich das Ich, was es eigentlich will und wann seine Sehnsucht gestillt wird. Am Ende des Gedichts drückt es eine ambivalente Stimmung aus, eine Mischung aus Freude und Kummer, und erinnert sich an „alte unnennbare Tage“.

Hinsichtlich der Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in einem ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus verfasst wurde, der dem Leser das Gefühl von Entspannung und Verweilen in der Natur vermittelt. Die Sprache ist eher bildhaft und metaphorisch, es wird viel mit Naturbildern und Farben gearbeitet, was zur stimmungsvollen Atmosphäre des Gedichts beiträgt. Darüber hinaus benutzt Mörike eine Personifizierung (z.B. „Frühling, was bist du gewillt?“), die dem Frühling eine menschliche Eigenschaft zukommen lässt. Durch die verschiedenen rhetorische Fragestellungen wird das lyrische Ich als reflektierend und suchend charakterisiert.

Insgesamt ist „Im Frühling“ ein zeitloses Gedicht, das die Wechselhaftigkeit der Gefühle im Einklang mit der Natur symbolisiert und die Schönheit, aber auch die Vergänglichkeit der Jahreszeiten und des Lebens betont.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Im Frühling“ ist Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1828 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Biedermeier zuordnen. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 140 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Eduard Mörike sind „Gesang Weylas“, „Auf eine Christblume“ und „Hülfe in der Not“. Zum Autor des Gedichtes „Im Frühling“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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