Rat einer Alten von Eduard Mörike

Bin jung gewesen,
Kann auch mitreden,
Und alt geworden,
Drum gilt mein Wort.
 
Schöne reife Beeren
Am Bäumchen hangen:
Nachbar, da hilft kein
Zaun um den Garten;
Lustige Vögel
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Wissen den Weg.
 
11 
Aber, mein Dirnchen,
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Du laß dir raten:
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Halte dein Schätzchen
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Wohl in der Liebe,
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Wohl im Respekt!
 
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Mit den zwei Fädlein
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In eins gedrehet,
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Ziehst du am kleinen
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Finger ihn nach.
 
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Aufrichtig Herze,
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Doch schweigen können,
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Früh mit der Sonne
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Mutig zur Arbeit,
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Gesunde Glieder.
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Saubere Linnen,
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Das machet Mädchen
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Und Weibchen wert.
 
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Bin jung gewesen,
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Kann auch mitreden,
30 
Und alt geworden
31 
Drum gilt mein Wort.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.6 KB)

Details zum Gedicht „Rat einer Alten“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
31
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Rat einer Alten“ ist von Eduard Mörike, einem deutschen Lyriker und Schriftsteller des Biedermeier. Er wurde am 8. September 1804 geboren und starb am 4. Juni 1875. Das Gedicht ist also in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden.

Erster Eindruck: Das Gedicht wirkt wie eine Lebensweisheit oder Ratschläge einer älteren, erfahrenen Person, wahrscheinlich einer Frau, die ihre Erkenntnisse an eine jüngere Person, vermutlich ein Mädchen oder eine junge Frau, weitergibt. Es klingt gemütlich, traditionell und weist eine gewisse Weisheit auf.

Inhalt: Die Autorin blickt auf ihr Leben zurück und gibt ihrer Nachwelt Empfehlungen für ein zufriedenes Leben. Sie betont die Wichtigkeit von Liebe und Respekt in der Partnerschaft und rät zum fleißigen Arbeiten, zur Ehrlichkeit und zu Sauberkeit. Sie veranschaulicht ihre Ratschläge durch das Bild der reifen Beeren, die trotz eines Zaunes von Vögeln gefunden und genossen werden können ebenso wie sie selbst ihre Lebenserfahrung durch ihr Alter preisgibt.

Form und Sprache: Das Gedicht wirkt in seiner Sprache einfach und verständlich, was zur Ratschläge-gebenden Stimme einer älteren Person passt. Es hat eine klare Struktur mit sechs Strophen, die jeweils aus vier, sechs, fünf, vier, acht und wieder vier Versen bestehen. Die Sprache des Gedichts ist eher prosaisch, es gibt kaum Metaphern oder andere stilistische Mittel. Stattdessen dominiert eine klare, direkt ansprechende Sprache. Trotzdem gibt es einige bildhafte Elemente, wie die „reifen Beeren“ am Baum oder die „Lustigen Vögel“. Die Wortschätze sind gut ausgewählt und erzeugen eine gemütliche und heimelige Atmosphäre. Der Kehrvers an Beginn und Schluss des Gedichtes verleiht diesem eine schöne Rahmung und sorgt für Wiedererkennung.

Zusammenfassend kann man sagen das Eduard Mörikes Gedicht „Rat einer Alten“ eine Art Leitfaden für ein zufriedenstellendes Leben darstellt und dabei liebevolle Lebensratschläge mit praktischen Tipps verbindet. Es vermittelt eine respektvolle und liebevolle Auffassung von der Welt und besticht durch seine einfache, aber dennoch eindringliche und emotionale Sprache.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Rat einer Alten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Eduard Mörike. Im Jahr 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. In der Zeit von 1820 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 31 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Eduard Mörike sind „Nimmersatte Liebe“, „Lose Ware“ und „Gesang Weylas“. Zum Autor des Gedichtes „Rat einer Alten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.

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