Fußreise von Eduard Mörike
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Am frischgeschnittnen Wanderstab |
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Wenn ich in der Frühe |
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So durch Wälder ziehe, |
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Hügel auf und ab: |
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Dann, wie's Vöglein im Laube |
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Singet und sich rührt, |
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Oder wie die goldne Traube |
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Wonnegeister spürt |
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In der ersten Morgensonne: |
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So fühlt auch mein alter, lieber |
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Adam Herbst- und Frühlingsfieber, |
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Gottbeherzte, |
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Nie verscherzte |
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Erstlings-Paradieseswonne. |
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Also bist du nicht so schlimm, o alter |
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Adam, wie die strengen Lehrer sagen; |
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Liebst und lobst du immer doch, |
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Singst und preisest immer noch, |
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Wie an ewig neuen Schöpfungstagen, |
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Deinen lieben Schöpfer und Erhalter. |
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Möcht es dieser geben, |
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Und mein ganzes Leben |
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Wär im leichten Wanderschweiße |
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Eine solche Morgenreise! |
Details zum Gedicht „Fußreise“
Eduard Mörike
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100
1804 - 1875
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das präsentierte Gedicht trägt den Titel „Fußreise“ und wurde von dem deutschen Dichter Eduard Mörike verfasst, der im 19. Jahrhundert lebte. Die Tatsache, dass er 1804 geboren wurde und 1875 starb, lässt darauf schließen, dass das Gedicht irgendwann in der Mitte des 19. Jahrhunderts verfasst wurde, einer Zeit, die als das Biedermeier und die beginnende Moderne bekannt ist.
Das lyrische Ich beschreibt in „Fußreise“ seine Eindrücke und seine erlebte Freude beim Wandern durch die Natur. Im Gedicht wird hervorgehoben, wie das Wandern dem Sprecher ein Gefühl natürlicher, fast paradiesischer Freude vermittelt, in der Linie 14 als „Erstlings-Paradieseswonne“ erwähnt. Diese Freude wird mit der Freude verglichen, die Vögel und Weintrauben in der Morgensonne spüren. Es gibt auch eine Anspielung auf den biblischen Adam, der in den Versen 9-14 und 15-20 angesprochen wird. Dies kann als ein Ausdruck der naturverbundenen Freude gelesen werden, die das lyrische Ich empfindet, und ferner als eine Wertschätzung der Schöpfung Gottes.
Das lyrische Ich geht den strengen Lehrmeinungen zuwider, die Adam als Übeltäter darstellen, und stellt ihn stattdessen als ein Wesen dar, das die Schöpfung immer noch lobt und liebt. Diese Äußerung weist darauf hin, dass das lyrische Ich die ursprüngliche Bindung des Menschen zur Natur bejaht und den Wunsch äußert, ein ganzes Leben lang in diesem Zustand der „Morgenreise“ zu verbringen - ein Metapher für ein Leben in Harmonie mit der Natur.
Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen, die nicht der üblichen Versstruktur folgen. Es handelt sich hierbei um eine freie Form, die vor allem in der Lyrik des 19. Jahrhunderts weit verbreitet ist. Die Sprache des Gedichts ist recht einfach und verständlich, aber dennoch bildhaft und metaphorisch verwendet, dabei wird auch auf biblische Motive zurückgegriffen. Der Versmaß, ein wechselndes Metrum, verleiht dem Gedicht einen rhythmischen und melodischen Klang, der das Thema der Wanderung durch die Natur passend untermalt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Fußreise“ des Autors Eduard Mörike. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 100 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Nimmersatte Liebe“, „Lose Ware“ und „Gesang Weylas“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Fußreise“ weitere 171 Gedichte vor.
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