Heimweh von Eduard Mörike

Anders wird die Welt mit jedem Schritt,
Den ich weiter von der Liebsten mache;
Mein Herz, das will nicht weiter mit.
Hier scheint die Sonne kalt ins Land,
Hier deucht mir alles unbekannt,
Sogar die Blumen am Bache!
Hat jede Sache
So fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht.
Das Bächlein murmelt wohl und spricht:
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Armer Knabe, komm bei mir vorüber,
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Siehst auch hier Vergißmeinnicht!
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Ja, die sind schön an jedem Ort,
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Aber nicht wie dort.
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Fort, nur fort!
15 
Die Augen gehn mir über!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Heimweh“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Heimweh“ stammt von dem deutschen Dichter Eduard Mörike, der von 1804 bis 1875 lebte. Mörike gehört zur literarischen Epoche der Romantik, die von etwa 1795 bis 1848 andauerte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und sehnsuchtsvoll. Die zentralen Themen des Gedichts sind Trennung, Heimweh und die damit verbundene Einsamkeit, die durch das Fehlen der geliebten Person entsteht.

In einfachen Worten beschreibt das lyrische Ich, wie sich die Wahrnehmung der Welt verändert, je weiter es sich von der geliebten Person entfernt. Mit jedem Schritt, den es von der „Liebsten“ entfernt, erscheint die Welt dem lyrischen Ich kälter und fremder. Selbst vertraute Dinge, wie die Blumen am Bach, scheinen ihm unbekannt und fremd. Das Bächlein versucht, das lyrische Ich zu trösten, indem es ihm Vergissmeinnicht zeigt, doch selbst diese Blumen können die Sehnsucht des lyrischen Ichs nicht lindern. Sie sind zwar schön, aber nicht so schön wie dort, wo die Geliebte ist. Das lyrische Ich will nur noch fort, wahrscheinlich zurück zu der geliebten Person, und ist so von Emotionen überwältigt, dass ihm die Tränen kommen.

Das Gedicht besteht aus einer langen Strophe mit 15 Versen. Die Sprache ist bildreich und emotionstark, was die Sehnsucht und Heimwehsgefühle des lyrischen Ichs intensiviert. Die Personifizierung des Bächleins, das mit dem lyrischen Ich spricht, sorgt für eine märchenhafte, romantische Atmosphäre.

Die Form des Gedichts trägt zur Darstellung der Emotionen des lyrischen Ichs bei: Durch den Wechsel von längeren und kürzeren Versen wird eine Auf-und-Ab-Bewegung erzeugt, die die seelische Zerrissenheit des lyrischen Ichs widerspiegelt. Ebenso ist der Befehl „Fort, nur fort!“ in Vers 14 kurz und abrupt und vermittelt die dringende Sehnsucht des lyrischen Ichs, die unerträgliche Situation zu verlassen.

Insgesamt ist „Heimweh“ ein gefühlsstarkes Gedicht, das auf eindrückliche Weise die schmerzhaften Gefühle von Trennung und Sehnsucht darstellt. Es zeigt, wie sehr die Abwesenheit einer geliebten Person die Wahrnehmung der Welt verändern kann.

Weitere Informationen

Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Heimweh“. Geboren wurde Mörike im Jahr 1804 in Ludwigsburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1820 und 1875. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 84 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Eduard Mörike sind „Elfenlied“, „Er ist’s“ und „Gebet“. Zum Autor des Gedichtes „Heimweh“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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