Gefunden von Eduard Mörike

Zeus, um die Mitte zu finden vom Erdkreis, den er
beherrschte,
Wußte den sinnigsten Rat: kindliche Dichtung
erzählt's:
Adler, ein Paar, von Morgen den einen, den andern
von Abend,
Ließ er fliegen, zugleich, gegeneinander gekehrt.
Wo sie alsdann, gleichmäßiger Kraft mit den Fittigen
strebend,
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Trafen zusammen, da fand, was er verlangte, der
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Gott.
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So, wo die Weisheit sich und die Schönheit werden
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begegnen,
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Stellet den Dreifuß keck, bauet den Tempel nur
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auf!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Gefunden“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Gefunden“ wurde von dem deutschen Dichter Eduard Mörike verfasst, der von 1804 bis 1875 lebte. Mörikes Werk ist der Epoche des Biedermeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zuzuordnen und er gilt als ein Hauptvertreter derselben.

Beim Lesen des Gedichts wird man durch seine mythologische Referenz sofort gefangen genommen. Mit dem Einsatz des mächtigen Zeus und der Adler, die vom Morgengrauen und dem Abend starten, stellt es einen starken und verträumten ersten Eindruck dar. Der Gott Zeus ist auf der Suche nach der Mitte des Erdkreises und sendet dafür zwei Adler aus, die sich an ebendiesem Punkt treffen sollen.

Mörikes lyrisches Ich lädt uns dazu ein, über die Metapher der Dichtung nachzudenken. Also nicht nur die physische Mitte ist von Bedeutung, sondern vor allem auch der Ort, an dem sich Weisheit und Schönheit begegnen. Mörike scheint zu sagen, dass genau an diesem Punkt – dort, wo Weisheit und Schönheit zusammentreffen – der Ort für kreatives Schaffen, für Poesie und Dichtung ist. Es ist eine Aufforderung, den Tempel der Dichtung genau dort zu errichten.

Formal besteht das Gedicht aus nur einer Langstrophen mit fünfzehn Versen. Die Versmaße sind größtenteils trochäisch, wobei die Kadenz meist weiblich ist. Die klare, bildreiche und teilweise archaische Sprache verleiht dem Text einen distanzierten, fast ehrfurchtsvollen Ton. Gleichzeitig wird durch die Verwendung des direkten Diskurses und der Anrede („Zeus“, „Dreifuß“) eine unmittelbare, eindringliche Atmosphäre geschaffen. Insgesamt arbeitet Mörike mit zahlreichen Stilmitteln wie Metaphern und Gleichnissen, um sein Thema, das Zusammenspiel von Weisheit und Schönheit als Grundlage für die Dichtung, in anschaulichen Bildern zu vermitteln.

Weitere Informationen

Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Gefunden“. Mörike wurde im Jahr 1804 in Ludwigsburg geboren. In der Zeit von 1820 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Biedermeier zuordnen. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 72 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 15 Versen. Die Gedichte „Septembermorgen“, „Nimmersatte Liebe“ und „Lose Ware“ sind weitere Werke des Autors Eduard Mörike. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Gefunden“ weitere 171 Gedichte vor.

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