Früh im Wagen von Eduard Mörike

Es graut vom Morgenreif
In Dämmerung das Feld,
Da schon ein blasser Streif
Den fernen Ost erhellt;
 
Man sieht im Lichte bald
Den Morgenstern vergehn,
Und doch am Fichtenwald
Den vollen Mond noch stehn:
 
So ist mein scheuer Blick,
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Den schon die Ferne drängt,
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Noch in das Schmerzensglück
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Der Abschiedsnacht versenkt.
 
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Dein blaues Auge steht
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Ein dunkler See vor mir,
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Dein Kuß, dein Hauch umweht,
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Dein Flüstern mich noch hier.
 
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An deinem Hals begräbt
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Sich weinend mein Gesicht,
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Und Purpurschwärze webt
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Mir vor dem Auge dicht.
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Die Sonne kommt; - sie scheucht
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Den Traum hinweg im Nu,
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Und von den Bergen streicht
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Ein Schauer auf mich zu.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Früh im Wagen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Früh im Wagen“ wurde von Eduard Mörike verfasst, der in der literarischen Epoche des Biedermeier und des Realismus lebte und schrieb; das Gedicht lässt sich somit in das 19. Jahrhundert datieren.

Auf den ersten Eindruck scheint das Gedicht eine melancholische Stimmung auszudrücken. Es zeichnet das Bild eines frühen Morgens, eingefangen zwischen Dämmerung, Morgenreif und der aufgehenden Sonne. Diese Naturbilder dienen als Metapher für die emotionalen Zustände des lyrischen Ich, das sich in einer stimmungsvollen Abschiedsszene befindet.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht das innere Erleben des lyrischen Ichs, das sich in der frühen Morgendämmerung auf eine Reise begibt. Es handelt von dem Schmerz des Abschieds und der Erinnerung an Zärtlichkeiten. Es scheint, dass das lyrische Ich von einer geliebten Person Abschied nehmen muss, wie die Zeilen „Dein blaues Auge steht ein dunkler See vor mir, Dein Kuß, dein Hauch umweht, Dein Flüstern mich noch hier“ verdeutlichen. Der Blick in die Ferne, das Versinken in das „Schmerzensglück der Abschiedsnacht“ und das Weinen am Hals der Geliebten verdeutlichen die Tiefe der Emotionen und die Schwere des Abschieds.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen, mit Ausnahme der letzten Strophe, die acht Verse enthält. Die Form könnte die unterschiedlichen Stadien oder Phasen der Abschiedssituation wiederspiegeln, die in der finalen, doppelt so langen Strophe ihren Höhepunkt erreicht. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und emotional, wobei die Darstellung der Natur und natürlicher Phänomene als Ausdruck innerer Zustände verwendet wird. Diese poetische Technik verstärkt sowohl die Stimmung als auch das emotionale Gewicht der Situation.

Insgesamt kann man sagen, dass Eduard Mörikes „Früh im Wagen“ ein intensives Gedicht über den Schmerz des Abschieds und die melancholische Schönheit ist, die in solchen Momenten eingefangen werden kann. Es nutzt kraftvolle Naturmetaphern, um die inneren Zustände des lyrischen Ichs und die Spannung zwischen Anbeginn und Abschied, Schmerz und Schönheit zu verdeutlichen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Früh im Wagen“ des Autors Eduard Mörike. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 107 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Eduard Mörike sind „Auf eine Christblume“, „Hülfe in der Not“ und „Pastoralerfahrung“. Zum Autor des Gedichtes „Früh im Wagen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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