Denk es, o Seele! von Eduard Mörike
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Ein Tännlein grünet wo, |
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Wer weiß, im Walde, |
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Ein Rosenstrauch, wer sagt, |
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In welchem Garten? |
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Sie sind erlesen schon, |
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Denk es, o Seele, |
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Auf deinem Grab zu wurzeln |
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Und zu wachsen. |
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Zwei schwarze Rößlein weiden |
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Auf der Wiese, |
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Sie kehren heim zur Stadt |
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In muntern Sprüngen. |
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Sie werden schrittweis gehn |
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Mit deiner Leiche; |
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Vielleicht, vielleicht noch eh |
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An ihren Hufen |
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Das Eisen los wird, |
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Das ich blitzen sehe! |
Details zum Gedicht „Denk es, o Seele!“
Eduard Mörike
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1804 - 1875
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Denk es, o Seele!“ wurde von dem deutschen Schriftsteller und Pfarrer Eduard Mörike verfasst, der im 19. Jahrhundert während der Epoche der Romantik lebte.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und sinnierend, vielleicht sogar etwas düster. Es thematisiert den Tod und die Vergänglichkeit des Lebens.
Im ersten Vers der ersten Strophe spricht das lyrische Ich von einem Tännlein und einem Rosenstrauch, deren genaue Standorte unbekannt sind. Es folgt die Aufforderung an die Seele, darüber nachzudenken, dass diese Pflanzen schon erwählt sind, auf dem eigenen Grab zu wachsen. In der zweiten Strophe geht es um zwei schwarze Pferde, die auf einer Wiese weiden und später die Leiche des lyrischen Ichs in die Stadt tragen werden. Mit einem abschließenden „Vielleicht“ betont der Dichter die Ungewissheit des Todeszeitpunkts.
Inhaltlich lässt sich interpretieren, dass das lyrische Ich sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzt und die Seele dazu auffordert, sich auf den unausweichlichen Tod vorzubereiten. Die gewählten Bilder von Pflanzen und Pferden könnten symbolisch für Leben und Tod stehen.
Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen, welche eine unterschiedliche Anzahl an Versen aufweisen. Die erste Strophe besteht aus acht Versen, die zweite aus zehn. Der Sprachstil ist typisch für die Romantik und zeichnet sich durch eine gewisse Mystik und Emotionalität aus. Zudem arbeitet Mörike mit starken Bildern und Symbolen.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und verständlich, dennoch trägt sie durch ihre symbolische Bedeutung eine tiefe Emotionalität in sich. Die wiederkehrende direkte Anrede „Denk es, o Seele“ betont die Intimität und Vertrautheit des lyrischen Ichs mit seiner Seele und gibt dem Gedicht einen persönlichen, introspektiven Ton.
Zusammenfassend ist „Denk es, o Seele!“ ein melancholisches Gedicht, in welchem das lyrische Ich seine Seele zur Vorbereitung auf den Tod auffordert und die Vergänglichkeit des Lebens thematisiert. Das Gedicht zeugt von Mörikes tiefer Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit und den existenziellen Fragen des Lebens.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Denk es, o Seele!“ des Autors Eduard Mörike. 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1820 und 1875. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Biedermeier zuordnen. Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 68 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Frühling“, „Septembermorgen“ und „Nimmersatte Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Denk es, o Seele!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.
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